Sie sorgen dafür, dass auf dem Sportplatz die Regeln eingehalten werden: die Schiedsrichter. Aber auch sie müssen sich weiterbilden – etwa um Fehlentscheidungen zu vermeiden und richtig auf Regelverstöße zu reagieren.

Sprecher:
Rote oder Gelbe Karte? Handspiel oder vielleicht Abseits? Fußballschiedsrichter – auch Unparteiische genannt – müssen innerhalb weniger Sekunden eine bestimmte Spielsituation in ihren Einzelheiten beurteilen und dann entscheiden. Anders als Fernsehzuschauern, denen eine Spielsituation nochmals gezeigt wird, hat der Schiedsrichter diese Situation nur einmal gesehen – und das vielleicht sogar nur aus dem Augenwinkel. Zwar hat ein Schiedsrichter auf dem Fußballplatz auch Assistenten, mit denen er sich beraten kann. Aber Zweifelsfälle und Fehlentscheidungen kommen immer wieder vor. Damit sowohl Schiedsrichter als auch ihre Assistenten immer auf dem neuesten Wissensstand sind, findet für diejenigen, die in der Ersten und Zweiten Bundesliga eingesetzt werden, jährlich eine Leistungsprüfung statt – meist vor Beginn einer neuen Spielsaison. Bei diesem Lehrgang wird nicht nur die Fitness überprüft. Es werden auch Spielsituationen der vergangenen Fußballsaison und getroffene Entscheidungen analysiert. Zu den Ausbildern gehören Hellmut Krug und Herbert Fandel. Beide haben früher auch – umgangssprachlich –„gepfiffen“, unter anderem als Schiedsrichter der FIFA, des internationalen Fußballverbandes. Laut Hellmut Krug treffen die Unparteiischen in jedem Spiel durchschnittlich 220 Entscheidungen. Und wie viele Fehlentscheidungen sind darunter?

Hellmut Krug:
„Wir haben festgestellt, dass die Fehlerquote viel geringer ist, als es teilweise in der Öffentlichkeit auch festgemacht worden ist, insbesondere die wichtigen Entscheidungen wie Strafraumsituationen, aber auch Disziplinarbereich. Da ist die Fehlerquote sehr gering, überwiegend unter 10 Prozent. Wo wir noch nicht mit zufrieden sind, sind Angriffe mit offener Sohle, gesundheitsgefährdende Angriffe, die Armeinsätze, Stichwort Ellbogeneinsätze. Da haben wir Arbeitsbedarf und auch Nachholbedarf.“

Sprecher:
Die Zuschauerinnen und Zuschauer eines Fußballspiels denken oft, dass eine Fehlentscheidung getroffen wurde. Laut Hellmut Krug sind die meisten Schiedsrichterentscheidungen richtig. Als Beispiele nennt er Situationen, die im Strafraum stattfinden, sowie den Bereich disziplinarischer Maßnahmen. Der Strafraum ist der abgegrenzte Bereich ziemlich nah am Tor. Weil er sich etwa bis 16 Meter von dort ausdehnt, wird er umgangssprachlich auch „Sechzehner“ genannt. Wird ein Spieler von einem anderen schwer gefoult, kann der Schiedsrichter zu einer Disziplinarstrafe greifen und den Spieler beispielsweise mit einer Roten Karte vom Platz schicken, ihn rausschicken. Zu den gefährlichen Fouls gehört auch der Angriff mit offener Sohle. Dabei streckt ein Spieler sein Bein aus. Die an der Sohle des Schuhs befestigten Plastik- oder Metallteile, die Stollen, sind offen zu sehen. Sie können den gegnerischen Spieler verletzen. Es ist ein gesundheitsgefährdender Angriff. Hier muss noch etwas getan werden, meint Hellmut Krug. Es gibt einen Nachholbedarf. Aber nicht nur hier, sondern auch bei den Ellbogeneinsätzen müssen nach Ansicht von Herbert Fandel konsequenter disziplinarische Entscheidungen getroffen werden:

Herbert Fandel:
„Wer ausholt und seinen Gegner ins Gesicht schlägt, der muss raus. Und wer seinen Ellbogen oder seinen Arm als Stoßstange vorneweg dem Gegner ins Gesicht rammt, der muss ebenfalls raus.“

Sprecher:
Wer Schwung nimmt, ausholt, und dem gegnerischen Spieler absichtlich ins Gesicht schlägt, muss das Spielfeld verlassen. Auch diejenigen, die mit dem Ellbogen vorweg dem Gegner ins Gesicht stoßen, sollten eine Rote Karte bekommen. Herbert Fandel verwendet hier das Bild eines Autofahrers, der absichtlich mit voller Kraft gegen ein anderes Fahrzeug fährt und dieses beschädigt, es rammt. Der Spieler setzt in diesem Fall seinen Unterarm wie die Stoßstange eines Autos ein. Hellmut Krug weiß, dass es nicht immer leicht ist, vor 60.000 Zuschauern eine unpopuläre Entscheidung zu treffen. Allerdings ist seiner Meinung nach die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, eine gute Schule für die Persönlichkeit und den Charakter des Einzelnen. Trotzdem gibt es – wie Hellmut Krug feststellt – immer weniger junge Menschen, die Schiedsrichter werden wollen:

Hellmut Krug:
„Die Nachwuchsprobleme sind natürlich eher in den unteren Klassen, dort wo die Leute nachrücken. Es hat sicherlich damit zu tun, dass viele Jugendliche heute nicht mehr bereit sind, sich in diesem Bereich so zu quälen, wie es mal möglicherweise auch die Bereitschaft gegeben hat. Und natürlich sind auch hier und da Übergriffe verantwortlich dafür, wenn wir davon reden oder sehen, lesen, dass Schiedsrichter attackiert worden sind. Das ist natürlich wenig förderlich. Und es geht darum, dass wir dort diese jungen Schiedsrichter intensiv betreuen, dass wir ihnen auch helfen, und wo dieses Personal vorhanden ist, da machen wir auch gute Erfahrungen.“

Sprecher:
Vor allem in den unteren Spielklassen, also zum Beispiel in der Kreis- oder Bezirksliga, interessieren sich wenige Jugendliche für eine Schiedsrichtertätigkeit. Sie sind laut Hellmut Krug nicht bereit, hart an sich zu arbeiten, um richtig gut zu werden, sich zu quälen. Darüber hinaus sieht er einen weiteren Grund, der Jugendliche beeinflusst: zunehmende Berichte über Angriffe, Übergriffe, von Spielern und auch Fans gegen Schiedsrichter. Diese Entwicklung helfe nicht, sei wenig förderlich, um Schiedsrichternachwuchs zu bekommen. Aber gerade aus diesem Jungschiedsrichterbereich müssten diejenigen kommen, die in höheren Ligen als Unparteiische auf dem Feld stehen. Sie rücken nach. Die Schiedsrichterlehrgänge haben laut Hellmut Krug ein Ziel:

Hellmut Krug:
„Unser Ziel liegt immer darin, die Schiedsrichter so gut vorbereitet in die Saison zu schicken, dass sie genau wissen, wo sie eingreifen müssen und an welchen Stellen sie ein Spiel steuern können.“

Sprecher:
Hellmut Krug findet die Lehrgänge wichtig, um Schiedsrichtern sowie ihren Assistenten vor der nächsten Spielsaison eine Entscheidungshilfe zu geben. Dazu gehören etwa Entscheidungen, wann ein Spiel unterbrochen werden sollte oder auch wann man es einfach „laufen“ lässt, es nicht unterbricht. Und dass dieser Ansatz nicht nur national gut ist, zeigt die hohe Zahl der deutschen Schiedsrichter und Assistenten, die international eingesetzt werden. Laut Deutschem Fußballbund stehen jeweils zehn von ihnen seit Jahren auf der FIFA-Liste. Und „das“, so heißt es wörtlich auf der Internetseite des DFB, „ist das Maximum“.

原文下载请戳>>>>

欢迎收听更多日常德语听力>>>>

声明:沪江网高度重视知识产权保护,发现本网站发布的信息包含有侵犯其著作权的链接内容时,请联系我们,我们将做相应处理。