Auch in einem reichen Land wie Deutschland leben Menschen auf der Straße. Ihre Zahl hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aber statt die Armut zu bekämpfen, werden Arme oft aus den Innenstädten vertrieben.‎

Seit zehn Jahren hat Torsten Meiners keinen festen Wohnsitz, er lebt auf der Straße, mitten in Hamburg, einer der reichsten Städte Deutschlands. Mit diesem Schicksal ist er nicht allein. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat in den letzten Jahren einen starken Anstieg der Wohnungslosigkeit in Deutschland festgestellt. 2012 hatten ca. 284.000 Menschen keinen festen Wohnsitz – etwa 15 Prozent mehr als noch 2010.

Das Leben auf der Straße ist hart. Oft werden Obdachlose, die sich vor Geschäften und Cafés aufhalten, weggeschickt. Im Hamburger Stadtteil St. Pauli wurde sogar ein Zaun aufgestellt, um sie von einem beliebten Schlafplatz fernzuhalten. Vor einem Kaufhaus brachte man Wasserstrahler an, die nachts die dort Schlafenden durchnässten. Sogar von öffentlichen Plätzen wie dem Hamburger Hauptbahnhof würden wohnungslose Menschen oft vom Sicherheitspersonal vertrieben, erzählt Meiners.

Nicht nur in Hamburg, auch in anderen deutschen und europäischen Städten gibt es solche und ähnliche Maßnahmen. Christoph Butterwegge, Armutsforscher der Universität Köln, weist darauf hin, dass vor allem große Bahnhöfe zu Einkaufszentren umgestaltet werden: „Da übergibt man die Verantwortung an ein privates Unternehmen. Das säubert dann entsprechend und lässt den Armen und Obdachlosen keinen Platz mehr“, so der Wissenschaftler.

Torsten Meiners kann die Geschäftsbesitzer und Anwohner sogar verstehen, aber für die Maßnahmen hat er kein Verständnis. „So kann man mit Menschen einfach nicht umgehen“, sagt er. Er ist der Meinung, die Politik muss Lösungen finden, die beiden Seiten gerecht werden. Am besten wäre es, das soziale Netz würde verhindern, dass Menschen überhaupt auf der Straße leben müssten. Denn: Eine freiwillige Entscheidung ist ein solches Leben eigentlich nie, sagt Meiners.

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