Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, prägen schon in Grundschulen das gemeinsame Lernen. Damit auch sie dem Deutschunterricht folgen können, wird an mancher Schule spezieller Förderunterricht angeboten.

Es dauert ein bisschen, bis nach dem Gong alle Kinder der 3a der Erich-Kästner-Schule in Bonn im Klassenraum sind und der Unterricht beginnen kann. Lehrerin Gabriela Schäfer muss zunächst allerdings ein kleines Problem lösen. Pauline hat eine neue Brille, und ihre Mitschülerin Denise findet, dass sie damit komisch aussieht. Nach der Klarstellung durch die Lehrerin, dass das nicht stimme, beginnt sie mit ihrem Deutschunterricht. Wie inzwischen in den meisten deutschen Schulen sind auch an der Erich-Kästner-Schule viele Kinder, deren Eltern nicht aus Deutschland kommen. In Gabriela Schäfers Klasse sind zwölf Nationalitäten vertreten. Manche, wie zum Beispiel Leo und Emre, haben Verwandte aus ganz verschiedenen Ländern. Andere wiederum – wie Viktor – haben zwar Eltern, die aus einem Land kommen, die aber nur für befristete Zeit in Deutschland sind:

„Also ich komme aus England, mein Vater aus den Niederlanden, meine Mutter aus Südafrika und meine Schwester aus Deutschland, also hier. / Ich bin Viktor, und ich komme aus China, ich muss zuhause noch Chinesisch lernen. / Mein Vater kommt aus Iran, meine Mutter kommt aus Irak. Mit meinem Vater spreche ich Deutsch, mit meiner Mutter Iranisch.“

Trotz der vielen Nationalitäten fällt auf, dass die Kinder – außer vielleicht in der Pause, wenn niemand zuhört – fast nie in ihrer Muttersprache miteinander sprechen. Dennoch haben die meisten Schwierigkeiten mit Deutsch. Deshalb bietet die Erich-Kästner-Grundschule für sie Förderunterricht in „Deutsch als Zweitsprache“, DaZ, an. Dieser Unterricht muss, wie Gabriela Schäfer erläutert, in den Stundenplan eingebaut werden:

„Dann überlegen wir, in welchen Stunden ist das günstig, wo verpassen die nicht viel. Und dann gehen die parallel, wenn die anderen andern Unterricht haben, dann zur DaZ-Förderung.“

Der Förderunterricht findet zwar gleichzeitig mit anderem Unterricht statt. Dennoch wird darauf geachtet, dass diejenigen, die ihn besuchen, nicht zu viel Lehrstoff verpassen. Dieser zusätzliche Sprachunterricht ist inzwischen an praktisch allen Schulen in Deutschland üblich. Allerdings kostet er Geld. An der Erich-Kästner-Schule gründeten engagierte Eltern daher einen Verein. Mit den Mitgliedsbeiträgen und mit Zuschüssen der Schulbehörde kann die zusätzliche Stelle eines Sonderpädagogen finanziert werden, also einer Person, die sich um die Förderung der Schülerinnen und Schüler kümmert. Auf eins legt Sonderpädagoge Markus Wolf Wert, wie er sagt:

„Wir gestalten das so, dass wir kein feststehendes Förderprogramm in dem Sinne haben, dass wir sagen: ‚Wir haben jetzt ein Kind, frisch aus‘m Ausland neu hier an der Schule, und es läuft dieses Programm step-by-step‘. Sondern wir schauen immer in enger Absprache mit den Lehrern, wie sehen die individuellen Bedürfnisse aus und entwickeln dann infolgedessen einen Förderplan, anhand dessen wir dann arbeiten.“

Der Sprachförderunterricht läuft nicht nach einem feststehenden, starren Programm ab. Markus Wolf bringt hier das Beispiel von Kindern, die wie Viktor ohne Vorkenntnisse aus dem Ausland kommen und noch nicht lange an der Schule sind, die frisch da sind. Bei ihm wie bei jedem anderen Kind wird im Einzelfall entschieden, was an Förderung notwendig ist. Der Unterricht wird also den individuellen Bedürfnissen angepasst. Und das findet schrittweise oder – wie Markus Wolf unter Verwendung des englischen Begriffs sagt – step-by-step statt. Trotz ihrer anfänglichen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache sind Kinder wie Leo, Viktor und Emre auch stolz auf ihre Zweisprachigkeit, besonders, wenn das von Mitschülerinnen und Mitschülern wie Rabea und Elias auch anerkannt wird:

„Ja, weil der Leo, ja der hilft dann manchmal mit, wenn man dann nicht weiß, wie das englische Wort heißt. Dann hilft er schon etwas. / Weil die dann andere Sprachen können. Die sagen dann manchmal auch was oder können den Namen auf die Hand schreiben oder so was. Das finde ich cool.“

Auch Klassenlehrerin Gabriela Schäfer findet, dass man gerade an den deutschen Kindern in ihrer Klasse ganz gut sehen kann, dass die Erich-Kästner-Schule doch vieles richtig gemacht hat:

„Dass die eben andere Nationalitäten als ganz normal ansehen. Und auch sehen, es gibt Kinder, denen kann ich auch ‘n bisschen helfen im Unterricht, die brauchen jetzt mal Hilfe. Dann sind auch oft die Nachbarn die Partner, die denen dann weiterhelfen, wenn die deutschen dann Schwierigkeiten haben.“

Das Miteinander und die gegenseitige Hilfe werden nach Ansicht von Gabriela Schäfer gefördert. Manchmal ist auch ein Kind aus der Fördergruppe in der Lage, den anderen zu helfen. Und als Viktor, Emre und Leo von ihrer Herkunft und ihren Familien erzählen, steht Ella etwas schüchtern daneben. Es sieht fast so aus, als ob sie ein bisschen neidisch ist auf die Sprachen und die Lebenswege der drei. Vielleicht hat sie sich deshalb ihren eigenen Migrationshintergrund zurechtgelegt:

„Ich bin Ella, und ich komme aus Süddeutschland – und Deutschland.“

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