Leckeres Essen, frisch zubereitet und gesund? Dazu noch ein bisschen Lebensmittelkunde? Und das alles unter Anleitung eines erfahrenen Kochs selbst zubereitet? An einer Münchner Schule ist das Alltag.

Seit der Einführung der Ganztagsschule essen auch deutsche Schülerinnen und Schüler nicht zuhause, sondern in der Kantine ihrer Schule. Denn sie sind meist bis spätnachmittags in der Schule. Manchen schmeckt das Kantinenessen aber aus verschiedenen Gründen nicht. Sie gehen dann woanders hin, um sich zu versorgen. Das war auch am Luisengymnasium in München der Fall. Deshalb wurde dort 2011 ein bis dahin einzigartiges Projekt ins Leben gerufen: Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 10 kochen selbst. Dafür mussten zunächst Widerstände in der Politik und der Elternschaft überwunden werden. Beim „pädagogischen Kochen“ werden die Schülerinnen und Schüler von Stephan Jäger, einem erfahrenen Chefkoch, der die Kantine auch betreibt, angeleitet. Er bespricht mit ihnen, was gekocht wird, die Schülerinnen und Schüler können auch eigene Vorschläge machen. Der gesamte Betrieb finanziert sich durch die Einnahmen des Essenverkaufs. Stephan Jäger erklärt, welche Absichten verfolgt werden:

„Die Idee dahinter ist, dass die meisten Kinder ja, gerade an Ganztagsschulen, überhaupt nicht mehr wissen, was Lebensmittel sind. Die kommen abends nach Hause, dann gibt es irgendwas Fast-Food-Mäßiges, oder Convenience Food wird dann einfach aufgewärmt. Und die Idee dahinter weiterhin ist eigentlich, dass die Kinder Lebensmittel zu schätzen wissen: Was man mit Lebensmitteln machen kann, wie man die verarbeiten kann, wie die preislich gestaltet sind, wann Saison ist – da haben die Kinder ja gar kein Gefühl mehr. Also, die meisten Kinder haben eigentlich mit Kochen wenig am Hut, also, die wissen gerad noch, was ‘n Blumenkohl ist und ‘ne Karotte und dann hapert‘s.“

Zwei Punkte waren für den Küchenchef ausschlaggebend, standen hinter der Idee, Schülerinnen und Schüler selbst kochen zu lassen: zum einen frisch gekochte, gesunde Speisen zuzubereiten und zu essen, zum anderen die entsprechenden Zutaten kennenzulernen. Stephan Jäger meint, nur so wissen Kinder und Jugendliche diese auch zu schätzen, können deren Bedeutung auch anerkennen. Denn seiner Erfahrung nach ernähren sich die meisten, wenn sie nach Hause kommen, ungesund: Es gibt etwas in der Art von Schnellgerichten, etwas Fast-Food-Mäßiges, beziehungsweise sogenanntes Convenience Food, also Fertiggerichte, die etwa im Backofen oder der Mikrowelle nur noch aufgewärmt werden. Die Schülerinnen und Schüler haben also mit dem Selbstkochen wenig am Hut, interessieren sich nicht dafür. Nach Ansicht von Stephan Jäger kennen deutsche Kinder heutzutage nur bestimmte Lebensmittel. Sie haben aber kaum mehr Kenntnisse beispielsweise über Gemüsearten. Da hapert es bei ihnen. Sie wissen auch nicht, zu welcher Jahreszeit beispielsweise bestimmte Gemüsearten wachsen, wann sie Saison haben. Der damalige Schulleiter Peter Kemmer musste von der Idee nicht groß überzeugt werden. Er erinnert sich, was für ihn – neben der Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler sehr viel über Lebensmittel, Essenszubereitung und gesunde Ernährung erfahren – auch wichtig war:

„Sie sehen, wie etwas produziert wird, sie haben daran teil, sie müssen sich drum kümmern, dass die Kasse bedient wird, sie müssen aufdecken, sie müssen auch abspülen et cetera. Das sind alles Sachen, die man den Schülern ja beibringen will. Das macht man aber normalerweise, ich sag's jetzt mal salopp, im Trockenschwimmkurs im Klassenzimmer. Aber das ist Echtbetrieb!“

Geht es um das Thema „Kochen“, wird darüber in der Regel im Schulunterricht nur gesprochen. Es ist dann – wie Peter Kemmer salopp, also bewusst locker, sagt – wie in einem Trockenschwimmkurs. Denn wie beim Trockenschwimmen nur erklärt wird, wie das Schwimmen im Wasser funktioniert, verhält es sich auch mit dem Kochen. Es ist Theorie, aber keine Praxis. Im Luisengymnasium herrscht aber Echtbetrieb, es wird wie in einer richtigen Kantine gekocht. Aber nicht nur das. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich auch mit vielen anderen Dingen befassen, sich darum kümmern. Dazu gehört, an der Kasse zu stehen und Geld zu kassieren, die Kasse zubedienen, aufzudecken, also Besteck auf die Tische zu legen und Geschirr darauf zu stellen, und das schmutzige Geschirr zu spülen. Und es gibt noch andere Aufgaben, die Peter Kemmer durch den lateinischen Begriff „et cetera“, und so weiter, andeutet. Unterschiedlich ist die Reaktion dieser Schülerin und der beiden Schüler auf das Kocherlebnis:

„Ich find‘s eigentlich ganz schön, wenn man auch so ‘n Gemeinschaftserlebnis dadurch hat. Und ich persönlich, ich dachte immer so: ‚Kochen ist irgendwas total Schweres‘. Und bis jetzt hab ich eigentlich immer nur Katastrophen in der Küche angerichtet. Und es ist dann total schön, wenn man denkt: ‚Wow, dieses Sandwich habe ich hingekriegt, ohne irgendwie rumzusauen. / Wenn ich hier Knödel mit Schwammerl oder so mache, dann wird das mir zuhause nicht wirklich in den Sinn kommen, das zu machen, weil das ist mir zu viel Arbeit. Also, ich koch‘ selber andere Sachen, einfachere. Irgendein Minutensteak mit Nudeln. Das passt dann schon. / Es war ganz nett. Ich wurde zwar viel rumgescheucht und hab viel falsch gemacht. Aber, mei, ich bin kein Kochprofi. Wir sind ja hier, um da bisschen was zu lernen.“

Die Schülerin sagt von sich selbst, dass sie zuhause bislang nur Katastrophen angerichtet hat, ihr also Dinge misslungen sind. Und dass sie rumsaut. Der Ausdruck wird in der Umgangssprache verwendet für „etwas schmutzig machen“. Das Urteil der Schülerin fällt – wie auch bei dem zweiten Schüler – positiv aus. Dieser meint, er sei zwar gescheucht worden, aber wolle ja auch etwas lernen. Der Begriff „scheuchen“ beziehungsweise „herumscheuchen“ wird besonders in der Ausbildung als Begriff dafür verwendet, dass jemand hin- und hergeschickt wird und der Person gesagt wird, was sie zu tun hat. Während die beiden Jugendlichen das Selbstkochen als positiv empfinden, würde der dritte Jugendliche nicht daran denken, es würde ihm nicht in den Sinn kommen, das auch daheim zu praktizieren. So würde er etwa keine zeitaufwendigen Gerichte wie Knödel mit Schwammerl machen. „Schwammerl“ ist im bairischen Dialekt der Begriff für „Pilze“. Dieser Jugendliche macht lieber weniger komplizierte Gerichte wie ein Minutensteak, also ein dünnes Stück Fleisch, das schnell durchgebraten ist. Aber ihm reicht das, oder wie er sagt: „Das passt schon“. Die Formulierung war ursprünglich vorwiegend im süddeutschen Raum gängig, wird mittlerweile aber auch in anderen Regionen benutzt. Anders sieht das mit der Interjektion „mei“ für „na ja“ aus, ein rein bairischer Ausdruck. Das Schulkantinenprojekt wurde mehrfach ausgezeichnet und fand auch Nachahmer. Und es hat nicht nur für die Schülerinnen und Schüler etwas Gutes, sondern auch für andere: Denn übriggebliebenes Essen bekommt ein benachbartes Kloster, das es dann an Obdachlose verteilt.

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