Sie bringen ihre jahrzehntelange Berufserfahrung ehrenamtlich ein: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senior Experten Service. Dazu gehört unter anderem auch, Auszubildenden zu helfen – nicht immer nur fachlich ...

Eine Malerwerkstatt in München: Eigentlich ist schon Feierabend, doch Patrick, der Auszubildende, hat noch einen Termin mit seinem Ausbildungsbegleiter Götz Krüger. Der erfahrene Maschinenbauingenieur und gelernte Schlosser hilft im Auftrag des Senior Experten Service SES, einer Stiftung der deutschen Wirtschaft. Der SES vermittelt berufserfahrene Frauen und Männer, die pensioniert sind, als ehrenamtliche Experten ins Ausland und innerhalb Deutschlands. Rund 10.000 Fachleute hatte der SES 2014 in seiner Datei. Bei Götz Krüger werden in der Zusammenarbeit mit Patrick alte Erinnerungen wach:

„Man fühlt sich auch ‘n bisschen an seine alte Zeit erinnert, wo man auch selber mal damals Lehrling gewesen ist, und man manchmal auch froh gewesen wäre, wenn ein älterer Erfahrener einem hilfreich mal zur Seite gestanden hätte, mit irgendwelchen Fragen, die man halt im Elternhaus gar nicht irgendwo besprechen konnte. Und als Externer sieht man’s von außen ‘n bisschen, die Situation. Und eigentlich die Probleme heute genauso, wie wir sie früher auch gehabt haben.“

Als Götz Krüger Lehrling war, gab es noch keine Programme, ältere Fachleute und Auszubildende zusammenzubringen, um aufkommende Fragen oder Probleme zu besprechen. Götz Krüger hätte es sich gewünscht, wenn ihm jemand geholfen und ihn unterstützt, ihm zur Seite gestanden hätte. Denn meist kann ein Externer, also jemand, der eine Situation unbeteiligt von außen betrachtet, eine Situation objektiver beurteilen als ein Betroffener. Besonders wichtig ist das beispielsweise in schwierigen Situationen, etwa wenn eine Auszubildende oder ein Auszubildender die Lehre vorzeitig beenden will. Götz Krüger beschreibt, was er in einer solchen Situation tut:

„Da versucht natürlich ‘n Mentor, der die Erfahrung hat, so wie ich, da hinterher zu fragen „Warum?“, „Was ist los?“, und versucht dann irgendwo, mit Gesprächen in irgendeiner Form diesen jungen Mann oder dieses junge Mädchen dann doch bei der Stange zu halten, die Ausbildung zu beenden .“

Götz Krüger sieht sich als Mentor, ein veraltender Begriff für eine erfahrene Person, die anderen hilft. Falls eine Auszubildende oder ein Auszubildender darüber nachdenkt, die Lehre abzubrechen, bemüht sich Götz Krüger, den Grund herauszufinden, hinterher zu fragen. Ziel ist, den Lehrling bei der Stange zu halten, zu bewirken, dass sie oder er die begonnene Ausbildung zu Ende führt. Die umgangssprachliche Redewendung geht wohl zurück auf die Militärsprache. Solange die Fahne hochgehalten wurde, galt ein Kampf nicht als aussichtslos. Eine Ausbildung abzubrechen, ist nicht nur für einen Lehrling unangenehm, sondern auch für den jeweiligen Lehrbetrieb. Der Senior Experten Service hat daher zusammen mit verschiedenen Industrie- und Handwerksverbänden Ende 2008 die Initiative „VerA“ ins Leben gerufen. Die Abkürzung steht für „Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen“. Es gibt verschiedene Gründe, seine Ausbildung abzubrechen, manchmal auch einfach nur, weil der Lernstoff in der Berufsschule zu schwierig ist. Auch Patrick hat seine Probleme:

„Ja, also im Praktischen habe ich mich nicht schwergetan, da war ich dann sehr zielstrebig und lernfähig, also es hat sich dann schön aufgebaut, aber im theoretischen Teil halt, in der Schule kommt etwas anderes vor, als wie früher, es geht halt eher um den Beruf, und manche Sachen sind dir halt einfach fremd.“

Die praktische Arbeit als Maler und Lackierer war für Patrick nicht schwer. Er hat sich damit nicht schwergetan. Er hat sein Wissen in diesem Bereich nach und nach erweitert, es aufgebaut. Schwierigkeiten bereitet ihm noch das, was er in der Berufsschule lernt, der theoretische Teil. Da gibt es Lehrstoff, der sich von dem unterscheidet, den er früher in der Schule gelernt hat. Die Sachen sind ihm fremd. Für den Vergleich zwischen heute und früher wählt Patrick die Partikel „als“ und „wie“ zusammen, was in der Umgangssprache oft falsch gemacht wird. Götz Krüger trifft sich mit Patrick regelmäßig nach Feierabend in der Malerwerkstatt, um den Stoff aus der Berufsschule durchzugehen. Dabei gibt es, so Götz Krüger, ein Schwerpunktthema:

„Schwerpunktmäßig haben wir, weil’s in der Berufsschule bei ihnen Defizite gab im Fachrechnen – dort sind Lehrer ausgefallen – haben wir uns auf das konzentriert.“

Weil Lehrer krank wurden und nicht unterrichten konnten, weil sie ausfielen, fehlte den Auszubildenden Wissen im berufsspezifischen Rechnen für Maler, dem Fachrechnen. Sie hatten hier Defizite. Götz Krüger geht mit Patrick den Lehrstoff durch. Bei manch anderem Auszubildenden ist er allerdings nicht erfolgreich gewesen:

„Ich hatte vorher zwei Einsätze. Es waren auch Azubis, auch auf dem Gebiet Oberflächentechnik. Einer hat geschmissen bei seinem Lehrherrn, hatte private Schwierigkeiten zu Hause.“

Einem Lehrling konnte Götz Krüger nicht helfen. Auch dieser musste sich in seiner Ausbildung – wie Patrick – mit Oberflächentechnik befassen, also einer bestimmten Technik, die Oberflächen von Gegenständen so zu behandeln, dass beispielsweise Lack aufgetragen werden kann. Dieser Auszubildende hat aus persönlichen Gründen seine Ausbildung abgebrochen, hat sie geschmissen. Dass nicht immer alles nach Plan läuft, weiß Götz Krüger aus eigener Erfahrung. Er hat sich seine Mitarbeit im SES auch etwas anders vorgestellt. Eigentlich wollte er als Seniorexperte ins Ausland gehen, um dort sein Wissen zu vermitteln und Neues kennenzulernen. Das war aber nicht möglich, weil nur 30 Prozent der Seniorexperten im Ausland ihrer Eignung entsprechend eingesetzt werden können. Trotzdem hat ihm die Aufgabe, Auszubildende im Inland zu betreuen, viel Spaß gemacht:

„Es war sehr schön für mich, mit diesen jungen Leuten zu arbeiten. Wir haben uns auf Anhieb sehr gut verstanden, da waren wir alle auf einergleichen Wellenlänge.“

Götz Krüger hat die Auszubildenden gerne unterstützt. Menschlich haben sie sich sofort, auf Anhieb, gut verstanden. Sie lagen auf der gleichen Wellenlänge. Das harmonische Miteinander und die fachliche Hilfe führen meist auch zum Erfolg. Wie bei Patrick. Dieser hat seine Ausbildung inzwischen erfolgreich abgeschlossen.

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