Ein T-Shirt für zwei, eine Jeans für zehn Euro? Niedrige Preise bedeuten schlechte Arbeitsbedingungen und Lohndumping in den Herstellerländern. Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit: fair produzierte Kleidung kaufen.

Offiziell ist er zwar abgeschafft, der sogenannte Sommer- beziehungsweise Winterschlussverkauf. Dennoch sieht man meist schon Wochen vorher die entsprechenden Schilder in den Schaufenstern der großen Modeketten: „Schlussverkauf“, „Sale“, „70 Prozent Preisnachlass“. Kleidung, die vorher schon preiswert war, wird noch preiswerter. Unter welchen Bedingungen diese Kleidung produziert wird, wurde deutschen Verbraucherinnen und Verbrauchern noch einmal deutlich klar, als 2013 mehr als 1100 Menschen beim Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch ums Leben kamen. Ein Jahr später waren es Bilder von gewaltsamen Ausschreitungen bei Protesten von Textilarbeitern in Kambodscha. Bei einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Sommer 2014 in Deutschland sagten 40 Prozent der mehr als 1000 Befragten, faire Arbeitsbedingungen in der Textilbranche seien für sie „sehr wichtig“. Für 46 Prozent war es immerhin noch „eher wichtig“. Allerdings zeigte die Umfrage auch, dass der Preis stimmen muss. Und dass das Thema „faire Produktionsbedingungen“ für junge Menschen weniger Bedeutung hat als für ältere. Geschäfte, die „fair produzierte“ Mode verkaufen, haben es noch schwer, in deutschen Städten Fuß zu fassen. Aber die Geschäfte, die da sind, haben ihre Kundschaft. Und die kauft – wie diese Kundin – ganz bewusst dort ein:

„Die Nachrichten über die Ausbeutung von Menschen, die in der Bekleidungsindustrie tätig sind, sind so deutlich, dass man als Verbraucher anfangen muss, darüber nachzudenken, welche Quellen man für seine Bekleidung findet. Und den Tipp, diesen Laden dafür zu benutzen, habe ich von einer Schwiegertochter, und ich bin dankbar, dass es Läden gibt, die sich auf diese Thematik so einstellen.“

Die Kundin möchte das Gefühl haben, Kleidung zu kaufen, für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Herstellerländern auch einen entsprechenden Lohn bekommen. Sie sollen nicht ausgebeutet werden, also für ihre Arbeit zu gering bezahlt werden. Noch sind Geschäfte, die ausschließlich fair produzierte Kleidung verkaufen, ein Geheimtipp. Die Kundin ist froh, dass sie diesen Laden empfohlen bekommen hat. Er ist ihre Quelle, sie bekommt dort die Kleidung, die sie sucht. Sie begrüßt es, dass sich Läden wie dieser mit ihrem Angebot auf fair produzierte Kleidung festlegen, sich auf diese Thematik einstellen. Dennis Schrey, Koordinator der Konrad-Adenauer-Stiftung in Phnom Penh, schildert, wie gering die Entlohnung von Textilarbeiterinnen in Südostasien ist:

„In Südostasien ist es sehr, sehr schwierig sich vorzustellen, mit 60 US-Dollar teilweise Familien zu ernähren. Und viele Textilarbeiterinnen arbeiten ja auch im asiatischen Ausland, verdienen dort besser als in Kambodscha und schicken einen Großteil ihrer Einkommen zurück an die Familien. Aber natürlich sind Sechs-Tage-Woche und Arbeitszeiten zwischen 12 und 14 Stunden die Regel, und die Arbeitsbedingungen entsprechen nicht internationalen Standards.“

Wie Dennis Schrey sagt, verdienen Textilarbeiter und -arbeiterinnen in Kambodscha nur 60 Dollar im Monat. Viele wandern daher in asiatische Schwellenländer aus, beispielsweise nach Thailand oder Malaysia, weil sie dort mehr verdienen. Dafür müssen sie aber hart arbeiten: 12 bis 14 Stunden, und das an sechs Tagen in der Woche. Sie haben eine Sechs-Tage-Woche. Das entspricht nicht den von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO definierten Arbeits- und Lebensbedingungen, den internationalen Standards. Dazu gehört etwa das Verbot, fundamentale Rechte zu verletzen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Dabei hätten auch deutsche Unternehmen die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und faire Produktionsbedingungen vorzuschreiben und zu kontrollieren. Aber auch die Kunden könnten ihren Beitrag leisten, sagt Kirsten Clodius, Mitarbeiterin der internationalen „Kampagne für saubere Kleidung“:

„Wir schätzen, immer wenn wir uns ein T-Shirt anschauen, dass schon ab zehn oder 15 Cent, die wir mehr bezahlen würden, sichergestellt werden könnte, dass die Arbeiterin oder der Arbeiter wirklich fair ausgezahlt würden. Aber im Endeffekt sind das wirklich für uns so kleine Beträge. 25 Cent für eine Jeans mehr, das würde jeder von uns bezahlen können und die Bereitschaft wär’ sicherlich auch da. Für uns wäre das gar nicht eine große Verteuerung unserer Kleidung.“

Würde jede Kundin beziehungsweise jeder Kunde, der Kleidungsstücke wie ein T-Shirt oder eine Jeans kauft, ein paar Euro-Cent mehr bezahlen, wäre das laut Kirsten Clodius schon hilfreich. Für die Kunden sind es kleine Beträge, wenig Geld. Die Kleidung würde unwesentlich mehr Geld kosten, sie würde nur wenig verteuert. Den Arbeiterinnen und Arbeitern aber würde es in der Summe helfen. Wer sichergehen will, dass er auch wirklich fair produzierte Kleidung kauft, der achtet auf Kleidung mit Gütesiegel – wie das der „Fair Wear Foundation“. Oder Kunden kaufen direkt Kleidung von unbekannten Marken, bei denen aber sichergestellt ist, dass sie ihre Produktionskette Schritt für Schritt selbst kontrollieren.

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