Sie gehört zu den größten Kirmessen in Deutschland: die Cranger Kirmes. Jährlich kommen Millionen Besucherinnen und Besucher – nicht nur wegen des außergewöhnlichen Veranstaltungsorts …

Zehn Tage lang ist das ehemalige Kohlenzechengelände am Rhein-Herne-Kanal im August Schauplatz des nach Angaben der Veranstalter größten Volksfestes in Nordrhein-Westfalen: der Cranger Kirmes. Im Jahr 2014 wurden mehr als 4,3 Millionen Besucher gezählt. Crange ist ein Ortsteil der Stadt Herne, die eher zu den kleineren Städten im Ruhrgebiet zählt. Auf einer Fläche von 111.000 Quadratmetern finden sich nicht nur viele Großattraktionen wie Riesenräder und Achterbahnen, sondern auch kleine Stände, sogenannte Buden, mit den unterschiedlichsten Angeboten: von Bier- und Würstchenständen über Schießbuden bis hin zu den Lotterielosverkäufern. Etwa 500 Schausteller aus dem In- und Ausland kommen jährlich, also Personen, die von Volksfest zu Volksfest ziehen und dort ihr Geschäft betreiben. Auf der Cranger Kirmes beginnen die Aufbauarbeiten eine Woche vor dem eigentlichen Beginn. Und das läuft, wie ein Polizeibeamter sagt, nicht ruhig ab:

„Jeder rückt seine Bude noch zurecht, die letzten Schausteller reisen an, und das sind so die letzten Tage, wo sich wirklich alles knubbelt. Und da liegt unser Schwergewicht eben auf Verkehrsregelungsmaßnahmen, auf Schlichtungsgesprächen aufm Platz, denn jeder hat Angst, dass er nicht rechtzeitig fertig wird. Und die Kollegen, die mit mir hier zusammen Dienst machen, das sind, ich sag immer so, alte Kirmeshasen. Wir kennen also durch die vielen Jahre viele Schausteller und ‘n beruhigendes Gespräch kann also da schon so schlichten. Dieses Fingerspitzengefühl und ein beruhigendes Gespräch ist nun mal ‚das A und O‘ bei solchen Volksfesten. Eine sture Paragrafenreiterei bringt gar nichts.“

In den letzten Tagen vor Kirmesbeginn herrscht eine große Hektik. Denn jeder möchte rechtzeitig fertig werden. Manchmal knubbelt es sich auch. Der umgangssprachliche Begriff wird verwendet, wenn viele Menschen auf engstem Raum zusammendrängen. Und bei so viel Gedränge kann es auch schon mal zu Streitigkeiten kommen. Polizisten versuchen dann zu schlichten, zwischen den streitenden Parteien zu vermitteln und den Streit zu beenden. Manchen hilft dabei, wie der Polizeibeamte sagt, dass sie alte Kirmeshasen sind, also langjährige Erfahrung haben. Bei solchen Gesprächen es wichtig, einfühlsam zu sein, Fingerspitzengefühl zu haben. Das ist das „das A und O“, das Wesentliche, eine Redewendung, die auf einen Satz in der Bibel zurückgeht: „Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott.“ Das „A“ steht für den ersten Buchstaben im griechischen Alphabet, „Alpha“, und „O“ für den letzten, „Omega“. Wesentlich ist bei diesen Gesprächen auch, Gesetze nicht streng auszulegen. Denn man kommt – wie der Polizeibeamte sagt – mit sturer Paragrafenreiterei nicht weiter. Traditionell öffnet die Cranger Kirmes an einem Freitagvormittag um Punkt 11 Uhr. Und nach der Eröffnung herrscht Kirmesatmosphäre:

„Beeilung, Beeilung, steigen Sie ein, fahren Sie mit … / Fliegen Sie mit, sind Sie dabei. Kommen Sie und erleben Sie die neueste Errungenschaft der Technik. Adre…, Adre…, Ad…, Adre…, Adre…,Adrenalin pur. Abschuss. Anschließen! Kommen Sie, auf geht’s. I got the power … /Ah, ist das cool, wie das krrrrribbelt, wie das krrrrabelt hier …“

Fahrgeschäfte wie beispielsweise Achterbahnen, rotierende Gondeln oder sogenannte Drop-Tower, wo man in freiem Fall „runterfällt“, sind auf jeder Kirmes ein großer Anziehungspunkt. Für Mutige, die sich auf solche Fahrgeschäfte trauen, ist das dann „Adrenalin pur“, ein erregendes Gefühl. Wird das Hormon Adrenalin im Körper ausgestoßen, gerät man in einen Erregungszustand. Bei manchem kribbelt – und wie der Schausteller lautmalerisch sagt – krabbelt es dann, weil das Blut in den Adern pocht. Und auf jedem dieser Fahrgeschäfte muss man sich anschließen, sich festmachen, damit man nicht herausfällt. Nach so viel „Adrenalin pur“ bietet der Besuch an einer Losbude Entspannung. Dort versuchen redegewandte Verkäufer, Glückslose zu verkaufen:

„Das ist hier ‘n Spiel der Extraklasse. Sie sind hier nicht irgendwo, Sie sind hier an der Tombola der Qualität. Hier wird zackig, hier wird erstklassig, hier wird ganz fantastisch gewonnen. Hey, jawoll! Dabei! Dabei! Dabei! Tombola der Qualität! Wir laden Sie ein, hier mitzuspielen. Klasse hier, ‘n schwerer Gewinn. Tüte ist voll. Danke schön fürs Mitspielen.“

Dieser Losbudenverkäufer verspricht seinen Kunden etwas Besonderes, Außergewöhnliches, ein Spiel der Extraklasse. Um die Besonderheit der Warenlotterie, der Tombola, zu betonen, verwendet er entsprechende Begriffe: Es wird ganz schnell, zackig, gewonnen und man kann viel gewinnen, mitvollen Tüten nach Hause gehen. Das Wort „Tombola“ ist aus dem Italienischen entlehnt: „tombolare“ bedeutet so viel wie „purzeln“. Das Gewinnspiel wird so bezeichnet, weil die Lose in der Lostrommel durcheinanderpurzeln. Für die Schausteller bedeutet eine Kirmes wie die Cranger Kirmes auch eine Sicherung des Lebensunterhalts:

„Also, das ist einer von den Plätzen, wo wir finanziell drauf setzen, ne. Also, wenn Crange versagt, dann ist ‘n großer Teil von dem, was wir erwartet haben in der Saison dann den Bach runter.“

Dieser Schausteller setzt auf die Einnahmen der Kirmes, er rechnet damit. Kommen aber kaum Besucher, versagt Crange, wie er sagt, dann geht die Saison den Bach runter. „Geht etwas den Bach runter“ dann ist es hoffnungslos verloren – genau wie etwas, was ins Wasser fällt und für immer verschwunden ist. Am meisten Umsatz wird in der Regel auf einer Kirmes an Wochenenden gemacht, denn es kommen sehr viele Besucher. Das ist aber – wie diese Besucherin sagt – nicht für jeden etwas:

„An den Wochenenden ist hier die Hölle los, ne. Und auch abends kann man sich hier kaum retten. Es ist einfach brechend voll. Wenn hier jemand Panik hat oder Platzangst kriegt, der sollte besser hier gar nicht hingehen.“

An den Wochenenden ist auf der Cranger Kirmes meist die Hölle los. In der Umgangssprache wird die Wendung benutzt, wenn irgendwo sehr viele Leute zusammenkommen. Meist ist es dann auch brechend voll – wie etwas, das unter einer Last zusammenbricht. Menschen, die unter Platzangst leiden, also Angst vor engen Räumen oder großen Menschenansammlungen haben, sollten die Kirmes dann meiden. Den vielen Menschen kann man nämlich nicht entkommen, man kann sich nicht retten. Jede Kirmes hat ein Ende, auch die Cranger Kirmes. Dann heißt es:

„Jetzt ist aber gut. Danke schön, bitte sehr. Bis zum nächsten Mal! Ende! Feierabend!“

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