In deutschen Großstädten hat man selten Gelegenheit, in einer wolkenlosen Nacht die Sterne zu beobachten. Wer das möchte, muss entweder ein Planetarium besuchen – oder Deutschlands ersten „Sternenpark“ in Brandenburg.

Viele ältere Menschen kennen das noch von früher: Da konnte man vom Fenster aus in einer wolkenlosen Nacht die Milchstraße sehen, diesen langen und breiten Streifen, der aus ganz vielen Sternen besteht. Heutzutage ist das kaum noch möglich. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid haben mehr als 40 Prozent der unter 30-jährigen Deutschen noch nie die Milchstraße gesehen. Und das hat seinen Grund: Denn in Ballungsräumen, also Gebieten, in denen viele Menschen leben, ist es auch nachts oft so hell, dass man den Sternenhimmel gar nicht sehen kann. Wer das möchte, muss die Stadt verlassen und weit hinaus fahren. Als eine der dunkelsten Regionen Deutschlands gilt der Naturpark Westhavelland. Das ergaben verschiedene Lichtmessungen. Die Region liegt rund 80 Kilometer westlich von Berlin im Bundesland Brandenburg. Im Februar 2014 ernannte die „International Dark Sky Association“ (IDA) den Naturpark Westhavelland zum ersten Sternenpark Deutschlands. Die IDA, eine US-amerikanische Nichtregierungsorganisation, klärt unter anderem über die sogenannte „Lichtverschmutzung“ auf und bekämpft sie. Daher sind die von ihr festgelegten Kriterien, um zum Sternenpark ernannt zu werden, streng, sagt Kordula Isermann von der Naturparkverwaltung im Westhavelland:

„Das ist so, dass die Kommunen nur noch voll abgeschirmte Leuchten benutzen dürfen. Das heißt, das Licht, das muss nach unten strahlen und nicht zur Seite oder gar nach oben. Und es müssen Farbtemperaturen eingesetzt werden, die unter 3000 Kelvin sind. Das heißt, dass es nicht kaltes, grellweißes Licht sein darf, sondern so ein warmes Weiß beziehungsweise ins Gelbliche hinein.“

Laut Kordula Isermann müssen Kommunen, also Dörfer und Städte, die in der Nähe eines Sternenparks liegen, bei ihrer Beleuchtung bestimmte Bedingungen erfüllen, sich an Auflagen halten. Die Straßenleuchten müssen abgeschirmt sein, so verdeckt sein, dass kein Licht nach oben abstrahlt. Und sie müssen eine bestimmte Farbtemperatur beziehungsweise Lichtfarbe haben. Diese ist abhängig von den Wellenlängen, die eine Lichtquelle ausstrahlt. Je kürzer die Wellenlängen sind, umso höher steigt die Temperatur. Das Licht erscheint dem menschlichen Auge dann als grell, also sehr hell, oder als kalt. Sind die Wellenlängen länger, ist die Farbtemperatur niedriger. Das Licht wird als warm wahrgenommen. Es hat dann einen gelblichen Farbton. Gemessen wird diese Farbtemperatur in Kelvin, benannt nach dem britischen Physiker Lord Kelvin. In der Nähe von Ballungsräumen könnte kein Sternenpark entstehen, weil es dort nachts nie richtig dunkel wird. Forscher wie Stephan Völker, Professor für Lichttechnik an der Technischen Universität Berlin, sprechen hier von einem künstlichen, nicht natürlichenDämmerungshimmel:

„Also, der künstliche Dämmerungshimmel über den Städten ist vor allem geprägt durch direktes Licht. Also Licht, was abgestrahlt wird von Leuchten, von Scheinwerfern, die nach oben die Gebäudefassaden anstrahlen, aber natürlich auch durch reflektiertes Licht von der Straße. Und die homogenen Lichtglocken entstehen dadurch, dass über den Städten ‘n gewisser Smog ist. Ich habe dort Schwebeteilchen, und an diesen wird das Licht reflektiert.“

Der künstliche Dämmerungshimmel entsteht durch die unzähligen Lichtquellen in einer Stadt. Sie liegt unter einer einheitlichen, einer homogenen Lichtglocke, ist also rundherum von Licht umgeben. Grund dafür sind ganz viele Schwebeteilchen in der Luft, also winzige Schmutzpartikel etwa aus Staub und Abgasen. Diese verbinden sich miteinander und legen sich wie ein dichter Nebel über die Gegend. Die Folge dieses Smogs ist, dass das Licht reflektiert, zurück auf die Erde gestrahlt wird. Dadurch werden die Nächte hell und der Sternenhimmel verblasst. Im Westhavelland sieht das ganz anders aus. Dort ist es so dunkel, dass man die Sterne sehr gut sehen kann. Allerdings gibt es auch dort Zeiten, in denen die Voraussetzungen, die Gegebenheiten, besser sind als sonst, meint Geoökologin Helga Küchly:

„Also, bei Neumondnächten oder abnehmendem Mond ist es besonders gut, Sterne zu beobachten, weil wir eben auch nicht das Mondlicht haben, was ja an sich sehr hell ist, was den Himmel aufhellt. Also, wir haben dann sehr dunkle Gegebenheiten, wo eben auch dieses schwache Licht der Sterne dann gut sichtbar ist.“

Laut Helga Küchly kann man am besten in sogenannten Neumondnächten oder bei abnehmendem Mond Sterne beobachten. Dann ist das Mondlicht schwach, erhellt also kaum den nächtlichen Himmel. Wenn der Mond die Erde umkreist, ist er – abhängig von der Stellung der beiden Himmelskörper zur Sonne – unterschiedlich zu sehen. Beim Neumond kann man ihn gar nicht sehen, weil er zwischen Erde und Sonne steht. Es ist also sehr dunkel draußen, sozusagen „mondlos“. Auch wenn er nach der Vollmondphase wieder abnimmt, ist täglich immer weniger von ihm zu sehen – bis nur noch die „Mondsichel“ übrig bleibt, benannt nach der Form des gleichnamigen Werkzeugs. Wer bei seinem Besuch im Westhavellander Sternenpark Glück hat, kann die Milchstraße in beinahe mondlosen Nächten besonders gut sehen oder ein Sternenbild wie den „Großen Wagen“ sowie einen der hellsten Sterne am Himmel, die „Capella“. Beim Blick in den Himmel fällt dann auf, dass manche Sterne blinken beziehungsweise blinkern. Dieses in kurzen Abständen aufleuchtende unruhige Licht hat wissenschaftlich erklärbare Gründe, sagt Astronom Harald Bardenhagen:

„Dieses Blinken der Sterne kommt durch die Luftbewegungen in der Atmosphäre. Unterschiedlich warme Luftschichten sorgen für ‘ne unterschiedliche Brechung. Deshalb blinkern die Sterne. Das heißt, die Sterne selber leuchten normalerweise eigentlich relativ gleichmäßig.“

Anders als Laien denken, funkeln die Sterne nicht selbst. Der Eindruck, dass sie blinken beziehungsweise blinkern entsteht dadurch, dass das Licht gebrochen wird. Es trifft, vereinfacht gesagt, auf ein Hindernis und ändert seine Richtung. Das Hindernis sind die Luftschichten in der Atmosphäre, also die die Erde umgebende Lufthülle, die unterschiedliche Temperaturen haben. Egal, ob Milchstraße, Capella, „Kleiner Wagen“, „Großer Wagen“ oder Sternschnuppen: Wer das und noch mehr sehen möchte, sollte den Sternenpark Westhavelland besuchen – am besten bei Neumond.

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