Figur1:In der Verantwortung: Assistent Flick (Foto links) und Torwarttrainer Köpke

Wie lange haben Sie mit dem Bundestrainer an den Trainingsplänen gefeilt, da die Spieler nur nach und nach zu den Trainingslagern eintrudeln?
Man muss verschiedene Trainingsschwerpunkte und -inhalte unterscheiden. Am Anfang der Trainingslager steht die Regeneration und das individuelle Training im Vordergrund - zum Beispiel Zweikampfverhalten oder Passspiel. Das bringen wir der Mannschaft auch mit entsprechendem Material rüber, etwa mit Filmausschnitten, die wir gestaltet haben. Dann haben wir das gruppenübergreifende und teamtaktische Training. Die intensive teamtaktische Arbeit beginnt erst, wenn die acht Bayern-Spieler dabei sind. Das bedeutet in der Praxis, dass teamtaktisch gezielt und detailliert erst nach dem Länderspiel am 26. Mai in der Schweiz gearbeitet werden kann. Das ist unsere Trainingsplanung. Die haben wir erst definitiv festgelegt, nachdem die Bayern das Finale der Champions League erreicht hatten. Natürlich waren jedoch vorher schon unsere Schwerpunkte klar, und wir hatten entschieden, was und wie wir trainieren wollen und können. Die Bayern-Spieler hätten wir selbstverständlich gerne früher bei uns gehabt. Aber ich bin überzeugt, dass wir auch in dieser kurzen Zeit unsere Trainingsziele erreichen.

Welche speziellen Aufgaben hat sich das Trainerteam in der Vorbereitung gestellt?
Wir stellen uns immer die Frage: Wo können und müssen wir uns verbessern? Das Länderspiel gegen Frankreich hat gezeigt, dass wir mehr Lösungsmöglichkeiten haben müssen, wenn der Gegner uns frühzeitig unter Druck setzt. Und wir müssen uns überlegen, wie wir unser Spiel im letzten Spielfelddrittel gestalten, wenn der Gegner dicht gestaffelt in der Defensive steht. Daran arbeiten wir auch ohne die Bayern-Spieler. Wir trainieren von Anfang an Automatismen im Sturm, im Mittelfeld oder die Spielauslösung von der Defensive aus. Aber eines ist auch klar: Wenn etliche Spieler fehlen, die unter den ersten elf sind, kann man diese Formen erst später ANTWORT: intensiv trainieren.

In der Vergangenheit wirkte die Vorbereitung wie ein Zaubertrank für die Nationalelf. In dieser Zeit, hieß es, würden die entscheidenden Weichen gestellt. Ist die Vorbereitung für die aktuelle Mannschaft aufgrund ihrer Qualität nicht mehr so wichtig?
Die Vorbereitung ist immer noch sehr wichtig, aber unsere Basis ist eine ganz andere als 2010 und 2008. Unsere taktischen Möglichkeiten und Fähigkeiten sind viel größer, die Spieler haben verinnerlicht, wie wir spielen wollen. Auch in ihren Vereinen, bei den Bayern oder in Dortmund, spielen die Spieler auf einem taktisch sehr hohen Niveau. Das hat sich wesentlich verändert, der Level ist höher. Aber unsere Philosophie ist im Detail anders als die der Klubs, deshalb müssen wir für die EM daran arbeiten.

Das Bayern-Spielchen gegen Holland nach dem Finale der Champions League muss Sie als Trainer doch verrückt machen - das kostet nochmals drei Tage, bleiben nur sechs gemeinsame Trainingstage vor dem Abflug zur EM.
Wir machen daraus kein großes Thema, wir hätten es gerne anders, aber wir müssen es hinnehmen. Barcelona spielt sogar erst am 25. Mai das spanische Pokalfinale, die Nationalspieler des Klubs sind noch drei Tage länger im Einsatz.

Heynckes sieht als Trainer sehr genau, welche Schwierigkeiten da auf die Nationalelf zukommen. Erwarten Sie ein Entgegenkommen von Trainer zu Trainer?
Jogi Löw und Jupp Heynckes wollen nochmals miteinander telefonieren. Aber die Bayern haben vertraglich zugesichert, mit der besten Mannschaft gegen Holland zu spielen.

Wann können dann alle Spieler auf dem gleichen Fitness-Niveau sein?
Auch bei der Fitness hat sich etwas verändert. Wir haben viele junge Spieler mit einer sehr guten Fitness - und die Bayern müssen ja bis zum Finale gegen Chelsea auf Topniveau trainieren. Die Qualität des Trainings ist also vorhanden, und die Konzentration natürlich auch. Da fällt keiner in ein Loch.

Figur2:Vor dem Abflug,Marc-André ter Stegen (Mitte) im Gespräch mit Journalisten

Der Bundestrainer sagt, dieses Team sei belastbarer als alle Vorgängerteams. Was bedeutet das für die Vorbereitung?
Wir setzen eher auf Intensität und kurze Belastungs-Phasen. Wir sind der Meinung, dass Spielformen wie acht gegen acht über dreißig Minuten nicht mehr zeitgemäß sind.

Und was ist zeitgemäß?
Kurze und intensive Spielformen. Acht gegen acht über fünf oder sechs Minuten - und das intensiv mit mehreren Wiederholungen nach kurzer Erholungsphase. So gewöhnt man sich an hohe Belastung und schnelle Regeneration. Auch unsere Läufe sind kurz mit mehreren Wiederholungen und Erholungsphasen dazwischen. Das muss man gut dosieren. Davon haben wir in den vergangenen Jahren sehr profitiert.

Das Training wird immer individueller?
Ja, es ist individueller geworden, positionsspezifischer, gruppentaktischer, praxisnäher. Manchmal arbeiten wir nur mit der Abwehr oder dem Mittelfeld, aber auch immer wieder positionsübergreifend, etwa nur die rechte Seite mit dem rechten Innenverteidiger, dem Außenverteidiger, dem äußeren Mittelfeldspieler und einem weiteren Mittelfeldspieler. Da kann man ins Detail gehen - aber dafür braucht man auch eine bestimmte Trainingsform, die man entwickeln muss.

Wie lange braucht das Trainerteam, um eine neue Trainingsform zu entwickeln?
Das ist unterschiedlich. Vieles ist schon da, wir erfinden ja nicht alles neu. Wir gestalten nur die eine oder andere Trainingseinheit ein bisschen spezieller. Wenn es sich um eine reine Passform mit dem Ziel „Spielen und gehen“ handelt, bei der die Spieler in Bewegung sind, offen stehen und Doppelpass spielen, ist das relativ einfach. Komplexer wird es, wenn es um den Spielaufbau über Seitenverlagerung bis zum Torabschluss geht - das kann man mit oder ohne Gegenspieler machen. Da werden immer Komponenten dazu gepackt. Es macht Spaß, diese Dinge zu entwickeln.

Macht es den Spielern auch Freude?
Ich denke schon, die Reaktionen sind jedenfalls positiv. Wir machen zum Beispiel oft vor dem Training eine Videositzung, um den Spielern den Trainingsinhalt zu verdeutlichen. Und wenn die Spieler dann auf den Sinn einer Übung vorbereitet sind und ihn kennen, ist die Qualität des Trainings besser. Das führt eindeutig zu besserem Lernen - das sieht man dann auch auf dem Platz.

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