Ardhi: Hallo, liebe Hörerinnen und Hörer, herzlich willkommen zu „Grüße aus Deutschland“. 
Anna: Hallo! Sie hören heute: 
Ardhi: „Die Gedanken sind frei“. 
Anna: Das ist der Titel eines bekannten Liedes. Sie dürfen dieses Lied heute mit Ardhi zusammen singen. 
Ardhi: Das heißt, Anna und ich wollen es heute mit Ihnen zusammen singen. 
Anna: Ne du, das kannst du vergessen. Ich kann nicht singen. 
Ardhi: Ach komm, das Lied ist nicht schwierig. 
Anna: Gut kannst du das! 
Ardhi: Das ist ein Lied aus dem 18. Jahrhundert. 
Anna: Schon ganz schön alt. 
Ardhi: Achim von Arnim und Clemens Brentano haben es in ihre Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ aufgenommen. 
Anna: „Des Knaben Wunderhorn“ – das bedeutet – so ungefähr – … also ähm … Horn ist ein Blasinstrument … mit magischen Kräften, … das einem Jungen gehört. 
Ardhi: (erstaunt) Ach ja? 
Anna: (nicht sehr überzeugt) Ja, klar, äh … (wieder sicher) Und das war ein Buch mit Volksliedern. Es erschien zwischen 1806 und 1808, zur Zeit der Romantik. 
Ardhi: Das Lied „Die Gedanken sind frei“ hat man bis heute nicht vergessen. Zum Beispiel hat Sophie Scholl in Briefen an ihre Freunde über dieses Lied geschrieben. 
Anna: Sophie Scholl war eine Studentin, die zur Zeit des Nationalsozialismus in München lebte. Sie war in der Gruppe „Die weiße Rose“. 
Ardhi: Diese Gruppe wollte etwas gegen den Nationalsozialismus tun. Sie hat heimlich Texte gegen Hitler geschrieben und verteilt. 
Anna: Man hat das Lied auch bei den so genannten „Montagsdemonstrationen“ gesungen. Jeden Montag haben Bürger in der DDR, im damals sozialistischen Ostdeutschland, demonstriert. 
Ardhi: Sie wollten unter anderem das „Recht auf Meinungsfreiheit“, also, dass man denken und glauben darf, was man will. 
Anna: „Das Recht auf Meinungsfreiheit.“ 
Ardhi: Das gab es in der Vergangenheit oft nicht. 
Anna: Ich denke aber, auch heute noch gibt es Gründe, dieses Lied zu singen. 
Ardhi: Genau! Wir singen es gleich. 
Anna: (schnell) Äh, ich meine … den Text zu kennen. 
Ardhi: Der Text ist voller Symbole, er sagt vieles nicht direkt. 
Anna: Klar, das Lied ist schon alt. Da musste man die Dinge in Bildern, indirekt ausdrücken. 
Ardhi: Der Text geht so: „Die Gedanken sind frei. Wer kann sie erraten?“ 
Anna: „Etwas erraten“ – vielleicht kennen Sie „raten“. Fügt man er- hinzu, dann wird daraus: „erraten“. Das heißt: „etwas herausfinden“. Etwas erraten: errät, erriet, hat erraten. 
Ardhi: „Sie fliehen vorbei ...“ 
Anna: Heute würde man sagen: „Sie laufen vorbei“. 
Ardhi: „... wie nächtliche Schatten.“ 
Anna: Also, wie Schatten in der Nacht. 
Ardhi: „Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.“ 
Anna: Ein Jäger ist jemand, der Tiere jagt und sie tötet. 
Ardhi: Er „erschießt“ die Tiere, also er tötet die Tiere mit einem Gewehr. 
Anna: Erschießen, erschoss, hat erschossen. 
Ardhi: „Es bleibet dabei“, also: es bleibt dabei, es ändert sich nicht. „Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei.“ 
Anna: Mit dem Lied will man also sagen: Niemand, keine Regierung, keine Institution der Welt darf einem sagen, was man denken soll. 
Ardhi: Es gibt ein Recht auf Meinungsfreiheit. 
Anna: Sprechen Sie nun bitte noch mal Satz für Satz nach, damit Sie auch gut mitsingen können: