Sie war das erste Denkmal zu Ehren des berühmten deutschen Komponisten Ludwig van Beethoven: die Statue auf dem Münsterplatz in Bonn. Mehrfach wurde sie kopiert und prägt das Bild, das man sich von Beethoven macht.

Sprecher:
Ludwig van Beethoven wurde 1770 in Bonn geboren. Sein Geburtshaus in der Bonner Innenstadt wird jährlich von tausenden Touristen besucht. Einen Großteil seines Lebens verbrachte Beethoven allerdings in Wien, wo er im Jahre 1827 starb. Zu Ehren des Komponisten sollte nach seinem Tod deshalb in beiden Städten ein Denkmal errichtet werden. Es vergingen 15 Jahre und nichts geschah. Insbesondere die Komponisten Robert Schumann und Franz Liszt, die beide Beethoven bewunderten, ärgerte das. Sie sammelten Geld, indem sie zum Beispiel sogenannte Benefizkonzerte gaben, bei denen sie unentgeltlich auftraten. Die Bausumme kam aber nicht zusammen. Erst eine großzügige Spende Franz Liszts aus eigener Tasche ermöglichte dann den Auftrag an die Bildhauer und den Bau. Am 12. August 1845 wurde das erste Beethoven-Denkmal auf dem Bonner Münsterplatz enthüllt; das Wiener Denkmal war erst 1880 fertig. Bei der Enthüllungszeremonie vor dem Palast auf dem Münsterplatz, an der wichtige Persönlichkeiten wie der preußische König Friedrich Wilhelm IV. und die britische Königin Viktoria teilnahmen, kam es zu einem lustigen Vorfall. Denn der Komponist steht auf dem Denkmalsockel mit dem Rücken zu dem Balkon des Palastes. In einer Anekdote, also einer lustigen Geschichte, die später erzählt wurde, heißt es, dass der König ausgerufen haben soll: „Ei, er kehrt uns ja den Rücken!“. Der Wissenschaftler Alexander von Humboldt soll dann ruhig geantwortet haben: „Ja, er ist auch im Leben immer ein grober Kerl gewesen.“ Die Bonner Kunsthistorikerin Silke Bettermann meint dazu:

Silke Bettermann:
„Also, ich finde, allein die Tatsache, dass das als Anekdote so Fuß fassen konnte, zeigt, dass da eben doch auch was dran ist: Man hat ja dem preußischen König das abgerungen, dass man einen bürgerlichen Komponisten auf einem öffentlichen Platz mit einem Denkmal ehren durfte. Das war schon was ganz Besonderes.“

Sprecher:
Silke Bettermann ist der Meinung, dass die Anekdote nur deshalb so häufig weitererzählt wurde, Fuß fassen konnte, weil sie in Teilen der Wahrheit entspricht. An ihr ist – wie es umgangssprachlich heißt – etwas dran. Der preußische König war nur mit großer Mühe davon zu überzeugen, dass ein nicht-adeliger, bürgerlicher, Komponist in Form eines Denkmals geehrt wurde. Man rang ihm die Zusage ab. Sein Vater, Friedrich Wilhelm III., hatte die Genehmigung zum Bau verweigert. Er war der Meinung, dass nur Statuen von Fürsten oder Militärführern auf einem Platz stehen sollten, über den täglich Menschen gehen. Die deutschen Künstler Ernst Hähnel, der es entwarf, und Jacob Daniel Burgschmiet, der es baute, schufen allerdings ein Denkmal, das in seinem Aufbau üblichen Denkmälern der Zeit glich. Dennoch stellt es einen idealisierten Beethoven dar, so wie man ihn sich vorstellte. Eine Ausnahme war das Gesicht. Es wurde nach einer sogenannten Lebendmaske, einem Gipsabdruck des Gesichts Beethovens, modelliert. Und es prägte das Bild des Komponisten: der grimmige Gesichtsausdruck, die zusammengepressten Lippen und die herunterhängenden Mundwinkel. Silke Bettermann erklärt, warum Ernst Hähnel die zu dieser Zeit übliche Darstellung wählte.

Silke Bettermann:
„Im 19. Jahrhundert will man zunächst mal den Menschen feiern. Da sieht man, das ist ein bürgerlicher Komponist, der vertritt bürgerliche Ideale der Revolution, und so möchte man ihn darstellen, so in zeitgenössischer Kleidung und möglichst unauffällig oder schlicht. Und im Laufe des weiteren 19. Jahrhunderts wird Beethoven immer mehr zum ‚Gott’ – kann man sagen.“

Sprecher:
Laut Silke Bettermann stand im 19. Jahrhundert Beethoven als Mensch im Vordergrund. Er war ein Anhänger der Gedanken der Französischen Revolution und deren Zielen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Adel und die Verschwendung sollten abgeschafft werden. Die Statue zeigt Beethoven deshalb in einer Kleidung, die Nicht-Adelige dieser Zeit trugen. Sie war zeitgenössisch, das heißt, nicht prunkvoll, sondern einfach, schlicht. Später wurde der bürgerliche Komponist mehr und mehr als eine Art Gott verehrt; er und seine Musik wurden als etwas Überirdisches angesehen. Das Bonner Denkmal wurde immer wieder nachgeahmt und ist heute mit leichten Veränderungen in mehr als 100 Städten weltweit zu finden – nur ungefähr die Hälfte davon befindet sich allerdings in europäischen Städten. Wie stellt sich Silke Bettermann ein Beethoven- Denkmal des 21. Jahrhunderts vor?

Silke Bettermann:
„Für mich ist unsere Welt die Welt der neuen Medien, die Welt der Verbindung unterschiedlicher Medien. Für mich wäre ein Beethoven-Denkmal etwas, was man begehen kann, wo man Klänge und Farben und Formen erleben kann. Also, das wäre mehr als eine Plastik, die irgendwo steht, sondern es wäre etwas, was den Menschen aktiv anspricht und einlädt und dadurch auch einlädt, sich mit Beethovens Musik zu beschäftigen. Und wenn man unterschiedliche Techniken und Medien miteinander verbinden könnte, würde das auch diese Modernität, die in Beethovens Musik ist, sehr anschaulich machen.“

Sprecher:
Das moderne Denkmal in Silke Bettermanns Vorstellung wäre nicht eine Statue eines Bildhauers, eine Plastik, die nur herumsteht und angeschaut wird. Die Kunsthistorikerin fände ein modernes Beethoven-Denkmal gut, in das man hineingehen kann, das begehbar ist und in dem Beethovens Musik erklingt, sie in Farben und auch geometrische Formen umgesetzt wird. Menschen würden auf diese Art bewegt, sich mit dem Komponisten und seiner Musik zu befassen. Sie würden aktiv angesprochen. Zu seiner Zeit war Beethovens Musik etwas Neues, Modernes. Nach Ansicht von Silke Bettermann würde eine neue Darstellungsform – etwa durch die Verwendung neuer Medien wie Audio, Video – die Modernität von Beethovens Musik widerspiegeln. Abgesehen von der 1986 in Beton gegossenen Beethovenbüste „Beethon“ des Düsseldorfer Bildhauers Klaus Kammerich, die vor der Bonner Beethovenhalle steht, entstand in den letzten Jahrzehnten in Deutschland keine bedeutende visuelle Darstellung des Komponisten mehr.

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