Für deutsche Abiturienten ist im Frühling Prüfungszeit. Ihr Abitur machen die meisten nach 12 Schuljahren. Was für andere Länder ganz normal ist, ist in Deutschland umstritten. Viele wollen das Abi nach 13 Jahren zurück.

Im Jahr 2003 wurde das achtjährige Gymnasium (G8) in fast allen deutschen Bundesländern eingeführt. Ziel war es, Schüler in 12 statt in 13 Jahren zum Abitur zu führen. Denn im internationalen Vergleich waren die deutschen Studien- und Berufsanfänger bis dahin älter als anderswo. Obwohl das Abitur nach 12 Jahren fast überall Praxis ist, war diese Lösung in Deutschland von Anfang an sehr umstritten.

Vor allem viele Eltern sind gegen das achtjährige Gymnasium. Die Schüler haben dadurch mehr Stress und stehen unter starkem Leistungsdruck, meinen sie. Außerdem brauchen mehr Jugendliche als früher Nachhilfe. Wer sich die nicht leisten kann, schafft es oft nicht bis zum Abitur. Auch Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft kritisiert, dass so die soziale Auslese verstärkt wird.

Eine Umfrage des Forsa-Instituts ergab, dass 72 Prozent der Deutschen die neunjährige Gymnasialzeit (G9) zurück wollen. Viele Bildungsforscher wie Wilfried Bos lehnen das ab: „Wir müssen nach wie vor daran interessiert sein, dass die jungen Leute früh in den Arbeitsmarkt eintreten“, so der Universitätsprofessor. Laut einer Studie der Universität Duisburg-Essen bringt G8 den Schülern keine Nachteile, denn die Noten sind nicht schlechter, der Stress nicht höher als früher. Außerdem kann man immer noch sein Abitur nach 13 Jahren machen, zum Beispiel an einer Gesamtschule, betont Bos.

Viele Eltern wollen aber, dass ihre Kinder ein Gymnasium besuchen. Eltern und Schüler sollten daher selbst entscheiden können, ob sie 8 oder 9 Schuljahre für das Abitur benötigen, wünscht sich Andreas Bartels von der Hessischen Elterninitiative. Ilka Hoffmann findet inhaltliche Reformen wichtiger als die Diskussion über G8 oder G9: „Wir fordern ein Gymnasium, in dem Schüler in der Oberstufe freier nach ihren Interessen und Neigungen wählen können“, so Hoffmann. Außerdem sollten soziales Lernen, Orientierung auf die Arbeitswelt und die Persönlichkeitsentwicklung wichtiger werden.

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