Nicht nur Experten machen sich Gedanken darüber, wie das Erbe der Welt erhalten werden kann. An der Universität Cottbus gibt es einen eigenen Studiengang dafür. Er wurde von der UNESCO ausgezeichnet.

Sprecherin:
Die Pyramiden in Ägypten gehören genauso dazu wie das Wattenmeer der Nordsee: zum Welterbe der UNESCO, der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur. Im Jahr 1972 wurde in Paris die sogenannte „Welterbekonvention“ verabschiedet. Dort wurde festgelegt, dass besondere kulturelle Stätten, das Weltkulturerbe, und Naturlandschaften, das Weltnaturerbe, zu erhalten und zu schützen sind. In späteren Jahren folgten Konventionen zum Weltdokumentenerbe sowie zum immateriellen Kulturerbe. Zu diesem gehören etwa Bräuche, Feste, Tänze, Musik und mündlich überlieferte Traditionen. Jedes Jahr entscheidet die UNESCO darüber, was den jeweiligen Listen als schützenswert neu hinzugefügt wird. Nicht nur Experten zerbrechen sich den Kopf, wie das Welterbe bewahrt werden kann. Seit 1999 gehören auch Studierende der „Brandenburgischen Technischen Universität“, der BTU, in Cottbus dazu. Denn damals wurde am Lehrstuhl „Interkulturalität“ der internationale Masterstudiengang „World Heritage Studies“, „Welterbestudien“, ins Leben gerufen. Dort setzen sich die Studenten sowohl theoretisch mit dem Begriff des Welterbes auseinander, als auch damit, wie man das Welterbe schützt, erhält und verwaltet. 2003 wurde der Lehrstuhl von der UNESCO ausgezeichnet: Er bekam offiziell den Titel „UNESCO-Lehrstuhl“ verliehen. Seine Leiterin, Professorin Marie-Theres Albert, musste allerdings lange Überzeugungsarbeit leisten, damit an einer Technischen Universität ein kulturwissenschaftlicher Studiengang eingerichtet wird. Sie war jedoch fest überzeugt, das Richtige zu tun, weil sie die Thematik aus verschiedenen Gründen für sehr wichtig hält:

Marie-Theres Albert:
„Ich bin der Meinung, dass das Erbe – und zwar sowohl das Weltkulturerbe als auch das immaterielle Erbe – das beste Vehikel ist, um Zukunft zu verstehen. Wir leben in einer Migrationswelt. Wir leben in einer Welt von Vielfalt, die wir kaum noch fassen können. Wir brauchen so etwas wie Anhaltspunkte, an denen wir uns orientieren können, die uns Hilfestellung liefern, die Welt zu verstehen.“

Sprecherin:
Marie-Theres Albert stellt fest, dass sich die Menschen heutzutage in einer globalisierten Welt bewegen, in der sie mit fremden Kulturen konfrontiert werden. Sie leben in einer Migrationswelt. Die zahlreichen unterschiedlichen Kulturen und die gewonnenen Eindrücke sind manchmal schwierig zu verstehen, zu fassen. Dieses Verständnis kann nach Ansicht von Marie-Theres Albert unter anderem auch erlangt werden, wenn man sich das kulturelle Erbe einer Gesellschaft anschaut. Das Erbe funktioniert als Vehikel. Denn wenn geschichtliche Entwicklungen verstanden werden, kann man daraus lernen. Gleichzeitig kann das Erbe bei der Meinungsbildung helfen. Es bietet einen Anhaltspunkt. Die Unterstützung der UNESCO zu bekommen, war allerdings nicht so einfach, wie Marie- Theres Albert sagt:

Marie-Theres Albert:
„Also, Geld muss man mitbringen, um überhaupt ‘nen UNESCO-Lehrstuhl zu kriegen. Den kriegen Sie nur dann, wenn Sie tatsächlich sogenannte Drittmittel auch nachweisen können, Projekte da oder Projekte da.“

Sprecherin:
Für einen von der UNESCO anerkannten Lehrstuhl reicht es nicht, sich nur ausreichend mit einer bestimmten Thematik zu beschäftigen. Man muss auch, wie es Marie-Theres Albert umgangssprachlich formuliert, Geld mitbringen. Es muss also jemanden geben, der Projekte in bestimmten Bereichen, da oder da wie sie sagt, finanziell fördert. Es müssen Drittmittel nachgewiesen werden. Im wissenschaftlichen Bereich sind das Gelder aus der Privatwirtschaft oder Mittel öffentlicher Institutionen. Der Cottbuser Lehrstuhl hat international Modellcharakter. Nicht nur, dass Studierende dort seit 2010 auch promovieren können, es wird auch fakultätsübergreifend gearbeitet. So zählen zu den Studieninhalten unter anderem Architektur, Bauingenieurwesen, Denkmalpflege, Stadtplanung genauso wie Ökologie, Landschaftsplanung, Bau- und Kunstgeschichte und Archäologie. Eine Begleiterscheinung des Studiums ist, gegenseitiges Verständnis zu lernen, denn in der Regel kommen die Studierenden aus vielen unterschiedlichen Ländern. Das findet Eike aus Goslar, einer der wenigen deutschen Studenten des Studiengangs, besonders gut:

Eike:
„Es spielt in gewisser Weise keine Rolle, woher man kommt. Auf keinen Fall. Das ist hier irrelevant – nur in der Hinsicht natürlich, was man an Vorwissen hat. Das ist das Wichtige. Und jemand aus den Kulturwissenschaften wie ich, hat zum Beispiel ‘n anderes Aufnehmen von Werten wie jemand aus den Kulturwissenschaften aus Amerika zum Beispiel.“

Sprecherin:
Eike findet, dass es unwichtig, irrelevant, ist, aus welchem Kulturkreis jemand kommt, mit einer Ausnahme: wenn es um das fachliche Wissen geht. Für ihn ist es nämlich spannend zu erfahren, wie beispielsweise ein Kulturwissenschaftler aus den USA etwas betrachtet, es aufnimmt. Denn die Werte, also das, was einer Gesellschaft wichtig ist, unterscheiden sich von Land zu Land. Professorin Marie-Theres Albert sieht das ähnlich. Für sie ist außerdem klar, dass das Verständnis des Erbes der Welt, die Basis für die menschliche Entwicklung ist:

Marie-Theres Albert:
„Erbe ist Reichtum. Und der Reichtum ist Vielfalt wiederum. Und das ist das, was wir hier wirklich mit dem Studiengang und mit diesen Studiengängen machen.“

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