Geld verdienen für Menschen, denen es schlechter geht? Schüler in ganz Deutschland machen das mindestens einmal im Jahr, am „Sozialen Tag“. Organisiert wird die Initiative vom Verein „Schüler helfen Leben“.

Sprecher:
In Deutschland arbeiten Schülerinnen und Schüler über 14 Jahren manchmal nebenbei, um das Taschengeld ein bisschen aufzubessern. Ganz anders sieht das am sogenannten „Sozialen Tag“ aus. Da wird gearbeitet, um das verdiente Geld für soziale Projekte im Ausland zu spenden. 2014 waren es rund 80.000 Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland, die am „Sozialen Tag“ etwa im Garten geholfen, Würstchen verkauft oder Autos gewaschen haben. Organisiert wird die Aktion vom Verein „Schüler helfen Leben“. Obwohl der Verein 1994 gegründet wurde, gilt eigentlich, im Endeffekt, das Jahr 1992 als Geburtsstunde, sagt Jan-Nicholas, einer der Mitarbeiter. Der Grund: der Krieg in Ländern des ehemaligen Jugoslawiens:

Jan-Nicholas:
„Da haben einfach Schüler gesagt, da ist Krieg, und das ist nicht weit entfernt. Alle reden, aber keiner tut etwas. Wir wollen jetzt anfangen, Hilfspakete zu sammeln, und wir fahren das selber mit den Autos unserer Eltern runter. Und das war im Endeffekt die Geburtsstunde von ‚Schüler helfen Leben‘ – Schüler helfen, um zu leben.“

Sprecher:
Damals veranlassten die schlimmen Fernsehbilder aus den Kriegen in Kroatien und Bosnien und Herzegowina Jugendliche aus Bad Kreuznach dazu, zu handeln. Sie sammelten unter anderem Kleidung, Lebensmittel und Medikamente, stellten daraus Hilfspakete zusammen. Mit Hilfe ihrer Eltern brachten sie diese dann nach Kroatien und Bosnien und Herzegowina, sie fuhren sie – wie es Jan-Nicholas umgangssprachlich ausdrückt – runter. Aus dieser Initiative entstand der Verein „Schüler helfen Leben“. Er wird ausschließlich von jungen Menschen geführt, die dort ihr „Freiwilliges Soziales Jahr“ ableisten – einen Freiwilligendienst für junge Menschen nach Ende ihrer Schulzeit. Aus der ursprünglichen Initiative ist inzwischen eine richtige Hilfseinrichtung geworden. Zu ihr gehört auch eine Stiftung, eine Organisation, die mit den Erträgen ihres Vermögens soziale Projekte fördert. Aktionen wie der „Soziale Tag“ tragen dazu bei, das Stiftungsvermögen zu vermehren. 2013 war ein erfolgreiches Jahr, wie Jan-Nicholas berichtet:

Jan-Nicholas:
„Im letzten Jahr kamen über 1,5 Millionen Euro für den guten Zweck zusammen. Und einen Teil stiften wir immer, und ein Teil geht halt in die Projekte. Wir fördern von jedem ‚Sozialen Tag‘ neue Projekte. In diesem Jahr eins für syrische Flüchtlinge und eins in Südosteuropa.“

Sprecher:
Jährlich entscheidet eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland auf einem sogenannten „Projektauswahltreffen“ darüber, wie viele und welche Projekte gefördert werden sollen. 2014 fiel die Wahl auf Flüchtlingsprojekte in Bosnien und Herzegowina sowie Jordanien, wo Hunderttausende syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge in Camps leben. In Bosnien und Herzegowina, einem Staat, der auf dem sogenannten „Balkan“ liegt, also in Südosteuropa, werden mit Hilfe ausgebildeter Psychologen etwa Theater-, Mal- oder Musikworkshops veranstaltet. Im jordanischen Flüchtlingscamp Za’atari sollen weitere Kindergärten gebaut werden. „Schüler helfen Leben“ arbeitet dabei mit Partnerorganisationen zusammen. Dem 22-jährigen Bastian, einem Berufsschüler aus Lübeck, hat das Projektauswahltreffen sehr geholfen:

Bastian:
„Man guckt zwar Nachrichten und man weiß so: ‚Klar, Syrien, gibt’s Flüchtlinge.‘ Aber was das einfach für ’n Camp ist und was das für die Leute wirklich bedeutet, ist einfach nicht nachvollziehbar aus den Nachrichten. Und auch auf ’m Balkan ist das einfach was ganz anderes, wenn man das von Leuten erfährt, die wirklich auch vor Ort sind.“

Sprecher:
Bastian erging es so wie den Jugendlichen 1992: Man kennt die Ereignisse aus dem Fernsehen, aber erst wenn man sich direkt damit beschäftigt, kann man die Situation der Menschen besser verstehen. Es wird nachvollziehbar. Ähnlich erging es der 19-jährigen Merle. Sie besuchte für „Schüler helfen Leben“ das Flüchtlingscamp Za’atari, um sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. Über die Zustände, die in dem mit etwa 120.000 Menschen völlig überfüllten Flüchtlingscamp herrschen, war sie sehr schockiert:

Merle:
„Es ist so, dass die auf unglaublich engem Raum in Zelten zusammenleben. Es ist entweder total heiß in diesen Zelten, dann ist es wieder windig und einem fegt der Sand in die Lungen. Also, ich hatte nach einem Tag Camp wirklich Halsschmerzen. Deswegen möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie das ist, da jeden Tag unter den Umständen zu leben.“

Sprecher:
Hitze, Staub, schlechte hygienische Zustände und Enge in den Flüchtlingszelten sind Teil der Lebenssituation, die die Flüchtlinge täglich haben. Sie leben unter diesen Umständen. Für Merle ist es schwer vorstellbar, wie man das jeden Tag aushalten kann. Der „Soziale Tag“ und der Verein „Schüler helfen Leben“ tragen dazu bei, das Leben ein klein bisschen erträglicher zu machen. Und mancher Schüler tut dann sogar etwas, was er unter normalen Umständen wahrscheinlich nicht gemacht hätte:

Schüler:
„Wie haben sogar einige, die bei den Lehrern arbeiten gehen, im Garten helfen, einfach so, damit die was zu tun haben.“

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