Die Bewohner von Rios Armenvierteln wollen ihr Image verbessern. Sie möchten etwas gegen die Klischees von Elend und Gewalt tun. Dabei hilft es, dass immer mehr Touristen in den Favelas übernachten.‎

Edinalva da Silva lebt seit 50 Jahren in Morro Azul, einer Favela von Rio de Janeiro. Seit einiger Zeit hat die Straßenhändlerin eine zweite Einnahmequelle: Sie vermietet Zimmer an WM-Besucher. Da Silva glaubt, dass die positiven Erfahrungen ihrer Gäste das negative Bild, das Favelas und ihre Bewohner haben, verbessern wird – auch unter den Brasilianern selbst.

Das glaubt auch die französische Tourismus-Studentin Laure Massat, die für die Vermarktung von Morro Azul verantwortlich ist. Sie sagt: Die Besucher „nehmen sehr positive Eindrücke mit, die meisten wollen wiederkommen, sie werden ein positives Image verbreiten.“ Mit der Facebook-Seite „Home sweet favela“ macht sie Werbung für die Gästezimmer. Außerdem berät sie die Bewohner von Morro Azul und empfängt die Gäste.

Die explodierenden Mieten in Rio haben dazu geführt, dass gut gelegene Favelas auch für die Einwohner der Stadt interessant werden. Jussara Maria Silveira, die in Morro Azul lebt, sagt: „Viele Leute wollen hier wohnen, die Nachfrage ist enorm. Die Nebenkosten, die die Menschen anderswo für ein normales Apartment bezahlen, zahlen sie hier für die Miete.“

Das Interesse an den Favelas hat die Bewohner selbstbewusster gemacht, obwohl es dort immer noch Probleme mit Drogenhandel oder Polizeigewalt gibt. Rossino de Castro Diniz, Vorsitzender der Anwohnervereinigung aller Favelas im Bundesstaat Rio de Janeiro, kämpft seit mehreren Jahren für bessere Lebensbedingungen in den Armenvierteln. Er sagt: „In der Favela lässt es sich gut leben. Nichts hindert eine Favela daran, ein ganz normaler Stadtteil zu werden. Der Staat muss nur mehr in die Infrastruktur investieren.“

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