Ostern gilt als das höchste Fest im Christentum. Katholiken, Protestanten und Orthodoxe feiern gleichermaßen die Ostererfahrung und das Ostergeheimnis – obwohl viele emotional eher ein anderes Fest bevorzugen …

„Weihnachten, das wird natürlich begangen als ein romantisches Fest. Und im Grunde: Christ Geburt spielt gar nicht mehr so die große Rolle. Da wird dann oft gesagt, das sei das höchste Fest der Christenheit. Das ist natürlich falsch.“

Erzdiakon Irinikios Schulten von der russisch-orthodoxen Kirche in Bad Honnef bei Bonn macht unmissverständlich klar: Weihnachten ist nicht das höchste Fest der Christenheit. Und das hat nichts damit zu tun, dass heutzutage der religiöse Anlass des Festes vergessen wird, dass es als romantisches Fest mit Weihnachtsbaum und Weihnachtsgeschenken begangen wird. Das für Christen in aller Welt bedeutendste religiöse Fest, das höchste Fest, ist nämlich Ostern. Marianus Bieber, Abt der Benediktinerabtei Niederaltaich in Bayern, in der Gottesdienste parallel nach katholischen und orthodoxen Riten abgehalten werden, erklärt, warum das so ist:

„Christentum beginnt mit der Ostererfahrung. Das erste, was gefeiert wird, ist der Sonntag als wöchentliches Osterfest und dann eben sehr bald auch das jährliche Osterfest, unser heutiges Osterfest. Weil das Zentrum von Ostern natürlich Auferstehung ist, die Feier der Auferstehung Jesu Christi, die aber darin natürlich unsere eigene Auferstehung ist. Ostern ist das, worum es im Glauben überhaupt geht: Auferstehung, das Leben, das das wirkliche volle Leben haben möchte.“

Abt Marianus Bieber erzählt, dass die Ostererfahrung der Kern des Christentums ist. Dabei geht es um die Auferstehung Jesu Christi, das Ostergeheimnis. Dem Neuen Testament nach erschien Jesus drei Tage nach seiner Kreuzigung seinen Anhängern in leiblicher Gestalt. Er war von den Toten auferstanden. Für die Jünger Jesu war es – vereinfacht gesagt – die Erfahrung, dass das Leben über den Tod siegt. Und dies gilt allen gläubigen Christen als Symbol eines ewigen Lebens. Oder wie es Abt Marianus Bieber formuliert: „Das Leben, das das wirkliche volle Leben haben möchte.“ Die Bedeutung des Festes zeigte sich früher daran, dass zwei Wochen lang nicht gearbeitet werden durfte. Diese Zeit begann an Palmsonntag – dem sechsten und letzten Sonntag der Fastenzeit – und dauerte bis zum Sonntag nach Ostern. Die letzte Woche vor Ostern wird auch heute noch als „Karwoche“, Leidenswoche, bezeichnet. Als wichtigster Tag der Osterzeit gilt der Ostersonntag, der Auferstehungstag. Mit ihm endet die Fastenzeit. Nur noch bei orthodoxen Christen wird auch noch die anschließende Woche gefeiert. Anders als bei Katholiken und Protestanten hat die Fastenzeit bei ihnen eine weitaus größere Bedeutung. Nicht nur, dass die Gläubigen sich strenger an die Fastenregeln halten, das Fasten wird sogar vorbereitet, erklärt der Theologe Johannes Oeldemann vom Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn:

„Es gibt eine Vorfastenzeit in der orthodoxen Liturgie, wo man sozusagen allmählich sich auf die Fastenzeit einstimmt. Es gibt dann einen Sonntag im Umgangssprachlichen zum Beispiel ‚Sonntag des Fleischverzichts‘ genannt, oder ‚Sonntag des Verzichts auf Milchspeisen‘.“

Die sogenannte Vorfastenzeit ist bei Gläubigen die Vorbereitung auf die eigentliche Fastenzeit. Die Gläubigen stimmen sich darauf ein. In der orthodoxen Kirche mit ihrer Liturgie, ihren Zeremonien, Symbolhandlungen und Gewändern, umfasst diese Vorfastenzeit vier Sonntage. Und an denen wird, wie Johannes Oeldemann erklärt, schon mal auf Fleisch oder Speisen, die Milch enthalten, verzichtet. In der katholischen Kirche wurde diese Vorfastenzeit abgeschafft, in der evangelischen existiert sie noch. Die eigentliche Fastenzeit vor Ostern beginnt mit dem Aschermittwoch. Die Bezeichnung stammt vom lateinischen „Dies cinerum“ – „Tag der Asche“. Der Tag heißt deshalb so, weil die Asche der verbrannten Palmzweige des Vorjahres gesegnet wird. Katholische Gläubige erhalten während des Gottesdienstes als Zeichen ihrer Vergänglichkeit und der Buße ein Aschenkreuz auf die Stirn. In der orthodoxen Kirche stellt sich das etwas anders dar, wie Johannes Oeldemann sagt:

„Man kennt nicht das Aschenkreuz, wie wir es ja charakteristisch am Aschermittwoch haben. Dafür kennt man andere lange Litaneien, wo man auf die Knie fällt während der Liturgie, et cetera, andere Formen, diesen Bußcharakter auszudrücken. Es gibt auch natürlich Bußgebete und so weiter – etwas in anderer Form. Aber es gibt in der orthodoxen Kirche eben immer auch noch mal diesen Ausblick auf Ostern, Hoffnungszeichen in der Fastenzeit.“

Trotz strengerer Fastenregeln in der orthodoxen Kirche, so Johannes Oeldemann, ist diese Zeit mit einem positiven Gefühl verbunden, einem Hoffnungszeichen. Schon in der Fastenzeit herrscht in Niederaltaich eine feierliche Stimmung. An jedem Tag feiern die Mönche mehrere Messen und begleiten sie mit einem mehrstimmigen Gesang, einer Litanei. Manche dieser Gottesdienste dauern vier Stunden. Vor allem zu Ostern werden sie von Orthodoxen und Nicht-Orthodoxen gemeinsam gefeiert. Nicht immer jedoch fällt das orthodoxe Osterfest – wie beispielsweise im Jahr 2014 – mit dem von Katholiken und Protestanten auf denselben Tag, da sich die Kirchen an unterschiedlichen Kalendern orientieren. Die Orthodoxe Kirche richtet sich nach dem Julianischen Kalender, benannt nach dem römischen Kaiser Julian. Katholiken und Protestanten nach dem Gregorianischen Kalender, benannt nach Papst Gregor XIII. Aber egal nach welchem Kalender das Osterfest begangen wird: Der religiöse Ursprung und die Bedeutung von Ostern ist ohnehin bei allen Christen gleich.

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