Zehntausende als Hexen und Teufel verkleidete Menschen kommen jedes Jahr zum Hexentanzplatz am Brocken, um die Walpurgisnacht zu feiern. Für die eine oder andere Hexe endet die Feier „tödlich“ …

Jährlich wird sie im Harz, einer Mittelgebirgsregion in Norddeutschland, besonders gefeiert: die Walpurgisnacht. In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai fliegen der Sage nach alle Hexen auf ihren Besen, Mistgabeln oder Tieren von überall her auf den Blocksberg. Dort feiern sie bis zum Morgen ein rauschendes Fest und erhalten am Ende vom Teufel, ihrem „Meister“, neue Zauberkräfte. Jede Region hat ihren eigenen „Blocksberg“. Im Harz steht der Brocken, ein 1142 Meter hoher Granitberg, praktisch als Synonym für diesen Blocksberg, sagt Jürgen Peukert, ehemaliger Aufseher im Nationalpark Harz:

„Früher wurde er ‚Blocksberg‘ genannt und aus diesem Blocksberg ist praktisch dann im Laufe der Jahrhunderte der ‚Brocken‘ entstanden. Blocksberg: ‚aus einem Block‘. Der ragt ja raus. Wenn man jetzt praktisch unten im Flachland steht, man sieht ihn wie einen Brocken. Dann noch der Nebel dazwischen, ja. Das macht das Brockentypische eben hier oben aus.“

Vom Tal gesehen erscheint der Berg wie aus einem Block, wie ein einziger großer und kompakter Gesteinsblock, ein „Brocken“. In den Geschichtsbüchern taucht der Brocken als Hexentanzplatz im Jahr 1540 zum ersten Mal auf. Zu der mystischen Atmosphäre dort oben trägt mit bei, dass der Berg durchschnittlich mehr als 300 Tage im Jahr im Nebel liegt und ein rauer Wind weht. So mancher Dichter – darunter Johann Wolfgang von Goethe und Heinrich Heine – hat sich hier oben inspirieren lassen. Goethe war es auch, der den Brocken in seinem „Faust“ als Treffpunkt der Hexen berühmt machte. Jürgen Peukert erläutert die Bedeutung des Festes:

„Dies hat ja nichts anderes zu sagen, als dass die Hexen mit ihren Besen den letzten Schnee vom Berg fegen und somit den Frühling einläuten. Und das hat er praktisch dann in seinen ‚Faust‘ miteinbezogen. Es geht ja hier oben nichts ohne Hexen und Teufel. Die Walpurgisnacht, das ist jetzt ‘n Volksfest geworden. Zu DDR-Zeiten war das ‘n bisschen verpönt.“

Laut Jürgen Peukert gehört die Nacht zu den traditionellen Frühlingsfesten: Wenn die Hexen – bildlich gesehen – mit ihren Besen den letzten Schnee wegfegen, beginnt der Frühling. Er wird eingeläutet. Die Walpurgisnacht hat sich erst seit der deutsch-deutschen Wiedervereinigung zu einem großen Volksfest entwickelt. Als das Gebiet noch zur früheren DDR gehörte, war die Feier unerwünscht und nicht gut angesehen. Sie war verpönt. Ihre Wurzeln hat die Walpurgisnacht eigentlich – wie Touristenführerin Angelika Kroupa erklärt – in der germanischen Mythologie:

„Die obersten der Götter, die heirateten ja in dieser Nacht zum 1. Mai. Und man musste so nah wie möglich den Göttern sein. Und deswegen feierte man oben auf dem Hexentanzplatz. Und als die Christianisierung hierher kam, man dieses heidnische Fest verbieten wollte, das da oben gefeiert wurde, hat man Mummenschanz betrieben und ist mit Heurechen, Mistgabeln und dergleichen, was man hatte, bewaffnet auf die Berge gezogen über geheime Treppen und hat dort oben gefeiert. Und daher kam dann dieser Gedanke: ‚Oh, das müssen Teufel sein, die da oben feiern, und Hexen, weil hier unten eigentlich abgesperrt war und keiner sollte hinaufkommen auf die Berge.‘“

Angelika Kroupa erzählt, dass germanische Götter in dieser Nacht geheiratet hätten. Und das sei der Grund für die Feiern auf dem Berg. Etwa im 9. Jahrhundert begann die Christianisierung des Harzes. Die heidnischen Feiern zu Ehren der Götter wurden verboten. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Gegend schafften es aber dennoch, heimlich zum Hexentanzplatz zu gelangen. Sie betrieben Mummenschanz, verkleideten sich, und nahmen Heurechen und Mistgabeln mit, Geräte, die in der Landwirtschaft verwendet wurden und werden. Sie waren damit bewaffnet, damit ausgerüstet. Im Tal nahm man an, dass nur Menschen mit übernatürlichen Kräften in der Lage seien, trotz des Verbots auf den Berg zu gelangen. Der Name Walpurgisnacht geht zurück auf die Äbtissin Walburga, die am 1. Mai vermutlich des Jahres 870 heiliggesprochen wurde. Trotz aller Versuche, den Aberglauben auszurotten: Die Feier hat die Jahrhunderte überlebt. Höhepunkt ist die Ansprache des Oberteufels an alle Hexen, die Teufelsansprache. Und die ist etwas Besonderes, wie der ehemalige Organisator der Walpurgisnacht, Mario Jantosch, sagt:

„Es gibt so Regionen, da heißt das, man geht in die Bütt und redet mal so das ein oder andere zum Thema Politik und was einem auch immer so auf der Seele brennt. Bei uns ist das eben die Teufelsansprache. Der Teufel steigt also auf seine Kanzel und ermahnt die Hexen im nächsten Jahr, was ja nun eingeläutet wird. Und anders herum wird er auch abverlangen, dass sie Bericht erstatten über das, was sie im vergangenen Jahr an Schabernack und Streichen den Menschen gespielt haben.“

Im Rheinland geht man an Karneval in die Bütt, im Rheinischen der Ausdruck für ein Rednerpult bei Karnevalssitzungen. Bei solchen Reden macht man sich auch über Politikerinnen und Politiker lustig. Man spricht aber auch Themen an, die einen selbst beschäftigen, die einem auf der Seele brennen. Bei der Teufelsansprache steigt der Teufel auf die Kanzel, etwas, das eigentlich unmöglich ist. Denn auf die Kanzel steigen und das Wort Gottes verkünden, darf nur ein religiöser Prediger. Der Teufel dagegen fordert die Hexen auf, dass sie ihm ihre übermütigen Taten und Scherze gestehen, die sie den Menschen gespielt haben, ihre Streiche und ihren Schabernack. Er verlangt es ihnen ab. Gleichzeitig eröffnet er das kommende „Hexenjahr“, er läutet es ein. Am Ende seiner Ansprache entscheidet der Teufel, welche Hexe richtig böse war. Die anderen werden bestraft und nehmen kein gutes Ende, so Angelika Kroupa, die in der Walpurgisnacht selbst als Hexe unterwegs ist:

„In der Walpurgisnacht dürfen wir Hexen richtig fröhlich tanzen, hochfliegen auf den Brocken, auf den Blocksberg, dann geht es zum Hexentanzplatz hinüber, und da kommt die Auswahl der Hexen. Und die Hexen, die so übers Jahr richtig gut waren – in ihrer Sprache heißt das, die so richtig böse waren –, die dürfen da oben tanzen. Und die anderen sortiert der Teufel aus und schmeißt sie in die Schlucht hinunter.“

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