Was an Weihnachten oder Ostern gefeiert wird, ist bekannt. Aber an Pfingsten? Die Bedeutung dieses christlichen Festes sagt den meisten Menschen nicht viel. Dabei gilt es als die Geburtsstunde der Kirche.

Im kirchlichen Kalenderjahr hat dieser Termin einen festen Platz: Pfingsten. Das Fest findet zehn Tage nach Christi Himmelfahrt statt, dem Tag, an dem nach christlichem Glauben der von den Toten auferstandene Jesus zum Himmel aufstieg und seinen Platz neben Gott einnahm. Seine Jünger und seine Anhänger blieben zurück: verstört, verängstigt, hoffnungslos. Denn bis dahin war er ihnen mehrfach erschienen, sie spürten seine Gegenwart. Mit der Himmelfahrt endete das. Doch dann kam Pfingsten, der Tag, an dem sich alles änderte. Im entsprechenden biblischen Text heißt es, dass der Heilige Geist die Jünger erfüllte. Was damit gemeint ist, erklärt die evangelische Pfarrerin Birgit Winterhoff:

„Der Heilige Geist ist ‚Gott in Aktion‘. Die Verbindung zwischen Gott und uns. Aber Pfingsten ist ‘ne ganz spannende Geschichte. Pfingsten begann nämlich vor 2000 Jahren in Jerusalem mit einer ganz aufrüttelnden Predigt. 3000 Leute waren erschüttert, wenden sich Jesus Christus zu im Glauben, erleben, dass der Heilige Geist wirkt, sie begabt, sie ermutigt, sie tröstet, sie verbindet als christliche Gemeinde über Völkergrenzen hinweg.“

Für Birgit Winterhoff ist Gott damals in Aktion getreten, er hat gehandelt, hat eine Verbindung zu den Menschen hergestellt. In der Bibel wird das so beschrieben: Die Jünger Jesu hatten sich in einem Haus in Jerusalem versammelt. Plötzlich kam ein Sturm auf und erfüllte das Haus. Vom Himmel regneten gespaltene Zungen, die wie Feuer aussahen, auf die Köpfe der Jünger herunter. Die Jünger begannen plötzlich, sich auch in anderen Sprachen verständlich zu machen, so wie es ihnen der Geist vorgab. Sie wurden begabt, erhielten eine Fähigkeit. Und diese nutzten sie – wie Birgit Winterhoff schildert – so:

„Dann haben die Jünger, Petrus und Johannes zum Beispiel, geredet, haben gepredigt und haben die Geschichte Gottes mit seinem Volk erzählt. Das kann man ganz schön in den biblischen Texten nachlesen. Und da sind weiter Menschen zum Glauben gekommen.“

Da sie nun auch die Sprachen anderer Völker der Region etwa der Parther, Ägypter und Einwanderer aus Rom sprechen konnten, war es ihnen nach biblischer Überlieferung möglich, zu predigen. Das taten sie. In der Bibel wird beschrieben, wie Petrus eine Predigt vor etwa 3000 Menschen hielt. Diese bewegte die Menschen tief, erschütterte sie. Sie rüttelte sie aber auch auf, ermutigte sie zum Handeln. Erzählt wurde etwa die Geschichte Gottes mit seinem Volk, also die Flucht der Israeliten vor den Ägyptern und ihre Rettung durch ein Wunder Gottes. Die Jünger gewannen neue Anhänger für den christlichen Glauben und sie verbanden – wie es Birgit Winterhoff formuliert – die christliche Gemeinde über Völkergrenzen hinweg. Aber der Heilige Geist bewirkte nicht nur das. Aus den verängstigten, hoffnungslosen Aposteln wurden plötzlich selbstbewusste Prediger. Der Geist gab ihnen die Kraft, jede Situation zu meistern. Das führte aber laut Birgit Winterhoff nicht dazu, dass die Jünger sich als etwas Besonderes sahen:

„Die haben dann nicht abgehoben gelebt, sondern die haben sich sehr konkret um Menschen gekümmert, haben die Augen offen gemacht, die Häuser offen gemacht und sich einfach um Leute gekümmert, um diese Liebe Gottes, um das Wirken Gottes transparent zu machen für Menschen, die es dann auch erlebt haben.“

Die Jünger haben nicht abgehoben gelebt, haben sich nicht von den übrigen Menschen unterscheiden wollen. Stattdessen lebten sie den christlichen Glauben von Nächstenliebe und fanden so Zugang zu den Menschen. Sie machten – wie es Birgit Winterhoff formuliert – die Augen und die Häuser offen, machten das Wirken Gottes transparent, verständlich. Nur, wie kann man sich so ein Ereignis erklären? Birgit Winterhoff hat eine einfache Antwort:

„Das kann man sich eigentlich nur als Wunder erklären. Das kann man rational nicht erklären. Das kann man sich nur erklären als Wirken Gottes in dieser Situation an diesen Menschen – übrigens Situationen, die es später in der Kirchengeschichte auch immer wieder gegeben hat, in ganz unterschiedlichen Teilen dieser Erde. Dass viele begeistert waren, dass viele dazugekommen sind.“

Vom Verstand her, rational, ist das Pfingstereignis, also das Entstehen der christlichen Kirche, nicht zu erklären. Es gehört zu den verschiedenen, unerklärlichen göttlichen Wundern, an die Christen glauben. Nicht umsonst wird es auch als „Pfingstwunder“ bezeichnet. Diese Art von Wunder hat es – wie Birgit Winterhoff sagt – auch in der Kirchengeschichte später öfter mal gegeben. Und weil die Jünger Jesu mit dem Tag der „Ausgießung“ des Heiligen Geistes anfingen, seine Taten zu verkünden, gilt Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche. Für Birgit Winterhoff stellt sich nun eine Frage:

„Die spannende Frage ist, wie wirkt denn Gott heute? Also, was kann man denn davon mitnehmen? Und mir ist es dann immer wichtig, dass man nicht nostalgisch und wehmütig zurückblickt und sagt: ‚Ja, damals vor 2000 Jahren war das alles so gut‘, sondern dass man sagt: ‚Heute wirkt Gott, heute verändert er Menschen. Heute öffnet er die Portemonnaies von Menschen, die sich dann einsetzen für andere. Heute eröffnet er Möglichkeiten, dass Menschen ihre Augen öffnen, ihre Hände bereitmachen zum Handeln. Das finde ich schon toll.“

Birgit Winterhoff meint, dass das, was damals passierte, auch heute noch eine Bedeutung hat. Man könne etwas mitnehmen, etwas davon anwenden. Dabei muss man nicht mit einem sentimentalen Gefühl, nostalgisch, zurückblicken. Man muss nicht denken, dass das Erlebte nur damals Geltung hatte. Denn der christlichen Lehre nach ist der Heilige Geist überall und jederzeit aktiv. Erfahren Menschen beispielsweise im täglichen Leben, was Nächstenliebe bedeutet, sind sie selbst bereit, etwas für andere zu tun. Auch indem sie beispielsweise Geld für einen guten Zweck spenden, ihre Portemonnaies öffnen. Der Heilige Geist, eine Art innere Kraftquelle Gottes? Birgit Winterhoff findet:

„Ja, ‘n schönes Bild dafür.“

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