Sie sind Leistungssportler und gehen noch zur Schule. Ihren Sport wollen sie aber nicht vernachlässigen. Sportinternate wie das in Köln helfen, beides miteinander zu vereinbaren. Nur eine Sache kommt etwas zu kurz …

Sie sind zwischen 14 und 19 Jahre alt und können schon sportliche Erfolge in ihren Disziplinen vorweisen. Das nötige Talent haben sie, aber oft kaum Zeit, Schule und Leistungssport miteinander zu vereinbaren. Wer aber beides haben will, geht auf ein Internat, genauer ein Sportinternat. Eines dieser Sportinternate befindet sich in Köln. Dort leben, lernen und trainieren mehr als 30 junge Leistungssportlerinnen und -sportler. Das Sportinternat Köln wurde Mitte November 2011 offiziell eröffnet. Die Geschäftsleitung verfolgt – wie Geschäftsführer Michael Niedrig sagt – ein Ziel:

„Für uns ist wichtig, dass wir die Herausforderungen, die ein Leistungssportler in diesem Alter hat, dass wir da dem Leistungssportler helfen, diese Herausforderung auch gut zu bewältigen. Das heißt, dass wir die Schule, den Sport und das private Leben gut unter einen Hut kriegen.“

Michael Niedrig, der selbst Profifußballer war, weiß, welche Probleme es bei der Vereinbarkeit von Schule, Privatleben und Leistungssport geben kann. Er weiß, dass man dies alles unter einen Hut kriegen, miteinander vereinbaren, muss. Das Sportinternat arbeitet deshalb nicht nur mit Sportvereinen in Köln und Umgebung zusammen, sondern auch mit bestimmten Schulen, erklärt der pädagogische Leiter des Internats, Oliver Heitmann:

„Es gibt hier in Köln den ‚Verbund Sportbetonter Schulen‘. Da sind vier Schulen mit dabei: Das sind zwei Gymnasien, ein Berufskolleg und eine Realschule. Und wir haben halt immer die Möglichkeit, einerseits unsere Schüler da zu platzieren, haben damit auch ‘n relativ breites Spektrum an Schulformen, das wir abdecken können.“

Um jedem Leistungsstand der Internatsschülerinnen und Internatsschüler gerecht zu werden, haben sich vier Kölner Schulen und das Sportinternat zu einem Verbund zusammengeschlossen: dem Verbund Sportbetonter Schulen. Zu den Schulen gehören zwei Gymnasien, eine Realschule und ein Berufskolleg. Berufskollegs gibt es in einigen Bundesländern. Sie vereinbaren allgemeine und berufliche Bildung miteinander. Es gibt eine reiche Vielfalt von Möglichkeiten, ein breites Spektrum, an Schulformen, die angeboten, abgedeckt, werden. Das Sportinternat kann seine Schüler dort platzieren, sie können diese Schulen besuchen, haben dort einen Platz. Die Schulen ihrerseits stellen die Leistungssportler für ihr Training oder für Wettkämpfe frei, sie nehmen dann nicht am Unterricht teil. Jeder Internatsschüler ist allerdings selbst dafür verantwortlich, dass er zur Schule geht. Denn das Internat verfolgt auch einen bestimmten Erziehungsauftrag, wie Oliver Heitmann sagt:

„Die Regeln sind so, dass sie alle morgens in die Schule müssen. Grundsätzlich sollte jeder auch versuchen, alleine aufzustehen. Wir wollen natürlich auch die Sportler hier zur Selbstständigkeit erziehen, weil das ja irgendwie jetzt der Schritt ist von zu Hause weg. Und dementsprechend ist ja unser Erziehungsauftrag auch so, dass wir sie dahin bringen wollen, dass sie, wenn sie hier ausziehen, dann auch ‘n selbstständiges Leben führen können.“

Für die Schülerinnen und Schüler ist das Leben im Sportinternat ein Schritt weg von zu Hause, ein erster Schritt, ohne die Familie zu leben. Ziel der Internatsleitung ist, dass die Schülerinnen und Schüler, wenn sie das Internat verlassen, dort ausziehen, ein eigenständiges Leben führen können. Vier festangestellte Pädagogen und einige freie Mitarbeiter, die nachts oder am Wochenende da sind, kümmern sich rund um die Uhr um die Schüler. Diese müssen sowohl sportlich als auch schulisch bestimmte Leistungen erfüllen, damit sie für einen Platz im Internat infrage kommen. 40 Zimmer stehen insgesamt in Köln für die Mädchen und Jungen bereit, die verschiedene Sportarten betreiben, wie Geschäftsführer Michael Niedrig erklärt:

„Wir haben Fußballer hier, das sind Fußballer allerdings nur vom 1. FC Köln. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit den Kölner Haien zusammen, das heißt Eishockeyspieler sind hier. Dann die Olympischen Sportarten, die über den OSP organisiert sind: Das ist Boxen, Hockey, Judo und Tennis.“

Da das Sportinternat vom Fußballverein 1. FC Köln, dem Kölner Eishockeyclub KEC, der auch „Kölner Haie“ genannt wird, sowie vom OSP, dem Olympiastützpunkt Rheinland, unterstützt wird, werden auch die entsprechenden Sportlerinnen und Sportler aufgenommen. Und was sagen die jungen Sportler selbst zu ihrem Leben im Internat? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Eishockeyspieler Max, dessen Vater ihm zu dem Aufenthalt geraten hat, meint:

„Der hat auch gesagt, dass hat nicht jeder Verein – zwei Eisflächen und so viele Trainingsmöglichkeiten auch. Wir können auch viel selbstständig noch machen, und das haben die früher nicht gehabt. Die Chance, wenn man so eine hat, muss man nutzen, hat er gesagt. Also, ich muss sagen, ich hätt’s mir schlimmer vorgestellt. Aber man gewöhnt sich ja daran, weil hier im Haus sind super Leute, mit denen man auch auskommen kann.“

Für Max, der aus dem Allgäu kommt, bedeutete der Umzug nach Köln eine gewaltige Umstellung. Doch aus Liebe zu seinem Sport wagte er es. Seit seinem vierten Lebensjahr spielt er leidenschaftlich gern und erfolgreich Eishockey. Als sein Vater, der selbst Eishockey-Nationalspieler war, vom Sportinternat in Köln hörte, waren beide schnell begeistert. Fördermöglichkeiten wie bei den Kölner Haien gab es in Bayern nicht. Und so unterstützte ihn sein Vater bei seiner Entscheidung. Max musste die Chance nutzen, sie wahrnehmen. Er hatte sich das Leben ohne Eltern schlimmer vorgestellt. Hockeyspieler Leon dagegen, der aus Bremen kommt, erinnert sich an ein paar Anfangsschwierigkeiten:

„Wäsche waschen und Essen kochen mit Mama oder so war schon echt Luxus. Merkt man halt wirklich erst dann, wenn man weg ist. Als ich hier die ersten Tage in Köln war und noch halt wirklich von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte, so wie Wäsche waschen und so weiter, hatte meine Mutter mir wirklich ‘n DIN-A4-Zettel alles handschriftlich aufgeschrieben. Also, man plant halt den Tag extrem durch, weil halt die Eltern nicht mehr da sind, das ist schon ‘ne extreme Umstellung. Freizeit ist leider nicht so viel. Ist auch schade, aber in den Ferien hat man dafür dann auch mal frei und genießt es umso mehr, sag ich mal.“

Leon merkte, dass er von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte, dass er gar nichts wusste. Denn Haushaltsangelegenheiten wie Wäsche waschen und kochen hatte seine Mutter bislang für ihn gemacht. Dass das Luxus für ihn war, etwas ganz Besonderes und nicht Selbstverständliches, merkte er erst in Köln. Damit er auch alles richtig machte, schrieb sie ihm auf einen Zettel im DIN-A4-Format auf, was zu beachten war. Irgendwann wusste Leon, was er machen musste, und brauchte den Zettel nicht mehr. Nicht nur praktische Dinge bedeuteten für Leon eine Veränderung des bisher Gewohnten, eine Umstellung. Auch die Zeit musste er sich selbst einteilen. Jeder Tag war extrem durchgeplant, stark organisiert. Den jungen Leistungssportlerinnen und -sportlern bleibt kaum Zeit für Freizeitaktivitäten. Aber Disziplin, Ehrgeiz und Fleiß sind für sie selbstverständlich, selbst wenn sie dann mal auf Diskobesuche, Kino oder Geburtstagsfeste verzichten müssen. Aber das können sie ja, wie Leon sagt, in den Ferien nachholen.

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