Bis Ende 2018 schließen in Deutschland alle Steinkohlebergwerke. Dann wird die traditionsreiche Industrie nur noch Geschichte sein. Das Equipment wird ins Ausland verkauft, das dort neben dem Know-how sehr gefragt ist.
 
Für den traditionsreichen Steinkohlebergbau in Deutschland war das Jahr 2007 entscheidend: Die damalige Bundesregierung beschloss, dass 2018 „Schicht im Schacht“ ist, dass alle Steinkohlebergwerke bis dahin geschlossen werden. Als letzte Zechen werden Ende 2018 das Bergwerk „Prosper Haniel“ in Bottrop und „Anthrazit“ in Ibbenbüren dicht machen, schließen. Die Zeiten, als der Steinkohlebergbau noch ein wichtiger Wirtschaftszweig war, liegen lange zurück. Ende der 1950er-Jahre gab es noch 153 Steinkohlebergwerke, in denen mehr als 600.000 Bergleute beschäftigt waren. Jetzt sind es laut der RAG Deutsche Steinkohle, dem Betreiber der Bergwerke, nur noch zwei Zechen mit 6.700 Beschäftigten. Es gehört zu den großen sozialpolitischen Leistungen, dass kein Kumpel, kein Bergmann, „ins Bergfreie stürzte“, sprich in die Arbeitslosigkeit entlassen wurde. Dafür sorgte hauptsächlich eine Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den von den Schließungen am meisten betroffenen beiden Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Saarland. Diese sieht unter anderem vor, dass arbeitslos gewordenen Bergleuten für maximal fünf Jahre aus Steuermitteln finanziell geholfen wird. Damit sich diese Unterstützungszahlungen, sogenannte Subventionen, etwas verringern, wird das gesamte Equipment verkauft. Damit sind alle Geräte und Maschinen gemeint, die unter und über Tage, unter der Erdoberfläche und darüber, eingesetzt wurden. Das Interesse ist vor allem im Ausland groß, sagt Martin Junker, Geschäftsführer der RAG Mining Solutions:
 
„In der Türkei verkaufen wir viel gebrauchtes Equipment, auch Über-Tage-Equipment, wie große Grubenlüfter-Anlagen und ähnliche Einrichtungen, Schachtfördermaschinen. Aber wir verkaufen auch und haben verkauft nach Polen, in die Tschechei, nach Russland, in die Ukraine und sind auch dabei, in Australien ‘n Geschäft aufzubauen.“
 
Interesse an dem gebrauchten Equipment haben vor allem Länder, in denen der Kohlebergbau noch eine wichtige Rolle spielt. Dabei werden auch große Anlagen wie Grubenlüfter und Schachtfördermaschinen verkauft und verschifft. Grubenlüfter sind riesige Ventilatoren, die für den Luftaustausch in den Gruben sorgen. Vereinfacht gesagt wird die verbrauchte Luft unter Tage abgesaugt und durch Frischluft ersetzt. Eine Schachtfördermaschine sorgt dafür, dass die geförderte, gewonnene Kohle, in Körben aus den Schächten, dem Tunnelsystem, nach oben transportiert wird. Aber sie dient auch der Beförderung von Personen, die in den Schacht einfahren. Allerdings ist nicht nur das gebrauchte Equipment im Ausland gefragt. Auch deutsche Fördertechnologie genießt international einen hervorragenden Ruf. Daher bietet die RAG Mining Solutions, eine Tochtergesellschaft der RAG Aktiengesellschaft, auch Beratungsleistungen an, wie Martin Junker sagt:
 
„Wir beraten im Prinzip über den kompletten Lebenszyklus des Bergbaus, also von der Auffindung der Kohle über die Bewertung der Lagerstätte bis hin zur Planung eines Bergwerks.“
 
Die Ingenieure der RAG Mining Solutions nutzen ihr über lange Zeit erworbenes Fachwissen, um in allen Bereichen ihr Know-how zur Verfügung zu stellen. Martin Junker spricht hier von einem vollständigen, einem kompletten Lebenszyklus, also vom Beginn bis zur Vollendung. Übertragen auf den Steinkohlebergbau beginnt die Beratung, wenn Kohlevorkommen entdeckt wurden. Dann wird die Lagerstätte überprüft, also die Ausdehnung des Steinkohlevorkommens. Und schließlich, so Martin Junker, wird das Bergwerk geplant. Neben dem Know-how sind auch die Produkte deutscher Hersteller von Bergbaumaschinen im Ausland gefragt. Schon heute erzielen sie nach Angaben des langjährigen Vorsitzenden des Fachverbandes, Paul Rheinländer, über 90 Prozent des Umsatzes von mehr als vier Milliarden Euro im Ausland. Zu den Hauptabnehmern gehören Australien, China, Russland und die USA. Die Bergbaumaschinenhersteller gehen dabei, so Paul Rheinländer, auf die Anforderungen ihrer Kunden ein:
 
„In Australien steht die Automatisierung im Vordergrund; dieses um eine möglichst hohe Produktivität zu erreichen bei einem geringen Facharbeiterstamm. In Russland braucht man besonders standfeste Maschinen, die möglichst wartungsfrei arbeiten können. Die Chinesen haben ihr Augenmerk auf die Produktivität von Maschinen gelegt. Hier geht es fast ausschließlich um den Output, den eine Maschine erreichen kann.“
 
Die jeweiligen Länder haben unterschiedliche Anforderungen an die deutschen Bergbaumaschinen, aber ein Ziel ist allen gemeinsam: Der Output beziehungsweise die Produktivität soll gesteigert werden. Die Maschinen sollen dafür sorgen, dass mehr Kohle gefördert wird als durch Menschen. Vor allem für China ist das sehr wichtig, es hat sein Augenmerk darauf gelegt.
 
Australien setzt auf Automatisierung, das heißt, die Bergbaumaschinen sollen weitgehend alleine arbeiten können und nur mit wenig Fachpersonal auskommen. Der Facharbeiterstamm soll gering sein. Für Russland ist vor allem wichtig, dass die Maschinen nicht oft repariert werden müssen, dass sie wartungsfrei sind. In Deutschland wird Steinkohle – trotz des Endes der heimischen Förderung – weiter zur Stromerzeugung eingesetzt werden. Nur kommt diese dann komplett aus dem Ausland. Denn Steinkohle wird als Energieträger in Deutschland noch einige Zeit sehr wichtig sein. Derzeit liegt ihr Anteil am sogenannten Energiemix, den verschiedenen Energiequellen zur Gesamtversorgung der Bevölkerung, bei 18 Prozent. An diesem Anteil wird sich wahrscheinlich auch erst mal kaum etwas ändern. Denn Energie aus erneuerbaren Quellen wie Solar- und Windkraft ist noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden – und 2022 sollen die letzten Atomkraftwerke in Deutschland schließen.
 

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