In Jülich ist Europas schnellster Superrechner in Betrieb genommen worden. Er ist 50.000 Mal so schnell wie ein PC. Ein Superhirn, das selbst nüchterne Informatiker zum Schwärmen bringt.

Zunächst ist man ein wenig überrascht: Der Supercomputer mit dem Namen "Jülich Blue Gene/L" ist kleiner als man denkt. Vier schwarze, mannshohe Schränke stehen in einer Reihe, getrennt durch schmale Gänge. Doch die Schränke sind vollgestopft mit Elektronik. Kein Blatt Papier passt zwischen die einzelnen Bauteile.

Die kennt der Leiter des John-von-Neumann-Instituts am Jülicher Forschungszentrum, Thomas Lippert, ganz genau: "Der Rechner schafft 46 Billionen Recheneinheiten pro Sekunde und besitzt mehr als 16.000 Prozessoren. Diese müssen synchron arbeiten, um die hohe Leistung des Computers auf ein Problem anwenden zu können."

Blue Gene kann mit dem menschlichen Gehirn verglichen werden. Der Computer arbeitet ebenso wie das Gehirn mit einer niedrigen Frequenz, damit nur eine geringe Abwärme entsteht. Das ist wichtig für eine Maschine, die bei zu hohen Temperaturen Schaden nehmen könnte. Zudem laufen die chemischen Prozesse im Gehirn hochparallel ab und es ist äußerst kompakt gebaut - ebenso wie der Supercomputer.

Wissenschaftler in ganz Europa werden das künstliche Superhirn nutzen. "Supercomputing", wie man die Nutzung der Großrechner in der Fachsprache nennt, gilt als die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Wer nicht mit hochleistungsfähigen Computern rechnen kann, wird in Zukunft zumindest in der Wissenschaft hinterherhinken.

Dabei wird auch die Zusammenarbeit von Forschern aus unterschiedlichen Disziplinen immer wichtiger werden, um beispielsweise neue Technologien zur Energieerzeugung zu entwickeln oder die Entstehung des Weltalls zu erforschen.

Denkpausen werden dem Superhirn in Zukunft wohl kaum gegönnt. Schon jetzt gibt es zehnmal so viele Nutzungsanträge wie Rechnerleistung zur Verfügung steht. Der leistungsstärkste Rechner Europas ist aber nicht der alleinige Grund. Auch die rund 20-jährige Erfahrung der Jülicher Wissenschaftler im Bereich Supercomputing wiegt schwer. Rund 200 Forschergruppen nutzen schon jetzt die anderen Großrechner des Zentrums. In Zukunft soll die Forscher-Elite aus ganz Europa am Blue Gene rechnen.