Auf Shoppingtour im Alten Europa

In 48 Stunden Deutschland gesehen haben und sich dabei möglichst wenige Schnäppchen made in Germany entgehen lassen: Immer mehr Touristen aus China besuchen Deutschland, und sie haben sich viel vorgenommen.

"Bei jeder Stadtführung muss Zeit für Shopping sein", stellt die Berliner Reiseführerin Vanilla Kwo fest. Natürlich dürfen für ihre chinesischen Besuchergruppen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie das Brandenburger Tor, der Potsdamer Platz oder der Reichstag bei einer Tour nicht fehlen. Aber mindestens genauso wichtig ist vielen Touristen, dass sie nicht mit leeren Händen wieder nach Hause fahren.

Gerade einmal zwei Tage planen die meisten von ihnen bei einer Europareise für den Besuch in Deutschland ein. Und in dieser Zeit geben sie täglich durchschnittlich 320 Euro aus – nicht nur für traditionelles Essen oder typische Souvenirs für die Verwandschaft in der Heimat. Vor allem deutsche Markenprodukte, Geschirr, Kosmetik und Kleidung sind wegen ihrer Qualität und ihres Preises besonders beliebt.

Zudem sei Deutschland oft die letzte Station einer Europareise, sagt der Tourismusforscher Professor Wolfgang Georg Arlt: „Hier wird dann nochmal zugeschlagen“, meint er. Und damit sich das Geschäft auch für die deutschen Händler lohnt, sind in einigen Läden die Produkte bereits in chinesischer Sprache etikettiert, und an mancher Hotelrezeption spricht man Chinesisch.

Bisher reisten die Besucher aus dem Fernen Osten nur ungern allein – so wie Xin Hui, die zum ersten Mal in Europa ist: „Ich bin lieber in einer Gruppe unterwegs, auch weil mein Englisch nicht so gut ist“, erklärt die 28-Jährige. Doch seit einiger Zeit beobachtet Arlt auch eine etwas andere Art von Touristen: junge, gebildete und polyglotte Chinesen, die sich mehr Zeit nehmen und Europa individuell entdecken möchten.