Umweltschützer, Kirchen, Gewerkschaften – die Kritiker der Globalisierung haben viele Gesichter und doch eins gemein: Sie wollen die Macht der Konzerne einschränken und die Menschen stärker mitbestimmen lassen.

Auch Maria Mies war dabei, als 1999 zehntausende Demonstranten mit Slogans wie "Keine Globalisierung ohne Beteiligung" und "Die Welt steht nicht zum Verkauf" durch die Straßen von Seattle zogen. Gemeinsam mit Kirchengruppen, Umweltschützern, Frauenbewegungen und Dritte-Welt-Gruppen demonstrierte sie damals gegen eine neue Runde der Liberalisierung des Welthandels. Maria Mies ist Mitglied der globalisierungskritischen Organisation Attac. Bei der Demonstration in Seattle wurde ihr erstmals die Vielfalt der Anti-Globalisierungsbewegung bewusst: "Unter den Demonstranten waren auch Arme, Bauern und Arbeiter, die ganz spontan mitgemacht haben. Es waren zwar verschiedene Gruppen, aber sie hatten alle die Nase voll und wussten, was sie nicht mehr wollen."

Sie alle forderten: Die Menschen sollen stärker an politischen Entscheidungen mitwirken. Die Kritiker der Globalisierung halten es für eine Lüge, dass Globalisierung Frieden, Gleichheit, Freiheit und Wohlstand für alle bringt. Besonders die ärmeren Länder leiden ihrer Ansicht nach unter dem Wachstumsstreben der großen Konzerne und werden in Armut und Abhängigkeit getrieben.

Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, Autor des Buches "Die Globalisierung und ihre Gegner", beschreibt die vielen unterschiedlichen Strömungen, die in dieser Bewegung vereint sind. Neben großen Organisationen wie Attac, Greenpeace, den Gewerkschaften und Kirchen engagieren sich auf lokaler und regionaler Ebene auch unzählige kleine Gruppen. Leggewie sieht das nicht als Problem an. Er findet, dass so auch eine Arbeitsteilung stattfinden könne. Die Gruppen, die Reformen anstreben, hätten ihre Zielgruppe genau wie jene, die radikal und militant demonstrieren.

Er glaubt, dass die Bewegung ohnehin schon gewonnen hat. "Es gibt weltweit niemanden mehr, der die Globalisierung so fortsetzt, wie das in den 1990er-Jahren passiert ist", sagt er, "die ganze Kritik, die angebracht worden ist, ist heute Mainstream." Und das sei die große Leistung der Bewegung.