Entwicklungshilfe – ein süßes Gift?

Braucht Afrika wirklich mehr Entwicklungshilfe? Experten warnen: Mehr Geld bedeutet nicht unbedingt, dass die Probleme des armen Kontinents wirksam bekämpft werden.

Die Summe ist unvorstellbar: Seit 1960 ist fast eine Billion US-Dollar an Entwicklungshilfe nach Afrika geflossen. Trotzdem geht es vielen Ländern in Afrika heute schlechter als damals, kritisiert Cord Jakobeit, Politikwissenschaftler an der Universität Hamburg.

"Wenn die Antwort auf die Probleme Afrikas 'mehr Geld' ist, dann ist diese Antwort naiv", sagt Jakobeit. Diese Forderung trage zwar dazu bei, das Bewusstsein der Öffentlichkeit in den Industrieländern für die Probleme Afrikas zu schärfen. Vor Ort ändere sich dadurch aber noch nichts. Es sei noch viel zu wenig über die Wirkungen von Entwicklungshilfe bekannt, um sagen zu können, mehr Geld bringe Fortschritt, gibt Jakobeit zu bedenken.

Skeptisch ist auch Matthias Busse vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut. Laut Busse könne Entwicklungshilfe wirken wie ein "süßes Gift". Hilfe könne dazu führen, dass die Länder sich kaum noch anstrengen um Steuern einzutreiben. "Die brauchen sie aber für einen lang anhaltenden, sich selbst verstärkenden Aufschwung", sagt Busse.

Der Forscher verurteilt Entwicklungshilfe jedoch nicht pauschal. Positive Wirkungen seien möglich. Grundsätzlich sollte Entwicklungshilfe nur dann gewährt werden, wenn ein Land bereits selbständig Fortschritte erzielt habe, fordert Busse. Die reichen Länder sollten deshalb ihre Entwicklungshilfe-Etats deutlich reduzieren und sich auf das Wesentliche konzentrieren.