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Die Geschichtenerzähler
Sehr geehrte Mitglieder der Schwedischen Akademie, sehr geehrte Damen und Herren:
Ich nehme an, daβ die Anwesenden über das Fernsehen oder das Internet bereits mehr oder weniger mit der Gemeinde Gaomi im Kreis Dongbei vertraut geworden sind. Vielleicht haben Sie auch Bilder meines neunzigjährigen Vaters gesehen, meines älteren Bruders, meiner älteren Schwester, meiner Frau, meiner Tochter und meiner ein Jahr und vier Monate zählenden Enkeltochter. Doch den Menschen, den ich am meisten vermisse, können Sie leider nicht mehr zu Gesicht bekommen: meine Mutter. Viele haben sich, nachdem mir der Preis zugesprochen wurde, mit mir freuen können, nur meine Mutter nicht.
Meine Mutter wurde 1922 geboren und starb 1994. Wir haben ihre sterblichen Überreste in einem Pfirsichgarten im Osten des Dorfes begraben.
Im vergangenen Jahr plante man die Verlegung einer Bahnlinie durch den Garten und uns blieb nichts anderes übrig, als ihr Grab an einen anderen Ort außerhalb des Dorfes zu verlegen. Als wir das Grab öffneten, stellten wir fest, daβ der Sarg längst zerfallen und die Asche meiner Mutter bereits eins mit der Erde geworden war. Wir muβten uns damit begnügen, symbolisch etwas Erde auszugraben, die wir in das neue Grab legten. Ich begriff damals, daβ meine Mutter ein Teil der Erde ist. Alles, was ich auf dieser Erde stehend erzähle, erzähle ich meiner Mutter.

Ich bin ihr jüngstes Kind.
Meine früheste Kindheitserinnerung ist die, wie ich als kleiner Junge mit unserer einzigen Thermoskanne bei der öffentlichen Kantine abgekochtes Wasser holen gegangen bin. Vor Hunger und Durst geschwächt, fiel mir die Kanne aus der Hand und ging kaputt. Ich erschrak zu Tode, versteckte mich im Heuschober und wagte mich den ganzen Tag nicht hinaus.
Gegen Abend hörte ich, wie meine Mutter mich bei meinem Kosenamen rief. Ich kam heraus und rechnete mit Schlägen und Schelte, aber sie tat nichts dergleichen und strich mir nur mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung über den Kopf.
Meine schmerzlichste Erinnerung ist die an einen Tag, an dem ich mit meiner Mutter auf die Felder ging, um liegengebliebene Weizenähren aufzulesen. Als plötzlich die Aufseher auf dem Feld erschienen, stoben alle auseinander. Meine Mutter hatte abgebundene Füße und konnte nicht schnell davonlaufen. Sie hielten sie fest, und ein großgewachsener Aufseher gab ihr eine so kräftige Ohrfeige, daβ sie taumelnd zu Boden stürzte. Der Kerl kümmerte sich gar nicht um die Weizenähren, die wir gesammelt hatten; er machte kehrt und ging pfeifend davon. Meine Mutter saß mit blutigem Mund auf dem Boden. Ihren verzweifelten Gesichtsausdruck habe ich ein Leben lang nicht vergessen. Viele Jahre später, aus jenem Feldaufseher war ein weißhaariger alter Mann geworden, kreuzte er eines Tages zufällig auf dem Marktplatz unseren Weg. Ich hätte mich am liebsten in später Rache auf ihn gestürzt, aber meine Mutter hielt mich zurück und sagte ruhig zu mir: „Mein Sohn, der Mann, der mich geschlagen hat und dieser alte Herr sind nicht derselbe Mensch.“

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