Cool, praktisch, preiswert – aber giftig. Die meisten Kleidungsstücke sind mit schädlichen Chemikalien behandelt. Manche Modefirmen reagieren auf Kritik von Umweltorganisationen und wollen Kleidung „entgiften“.

In deutschen Städten ist es ein gewohntes Bild: Menschen gehen shoppen – auch in Filialen großer Modeketten. Die meisten machen sich keine Gedanken darüber, woher die Kleidung, die sie kaufen, kommt. Und auch wie sie produziert wurde, ob bei der Produktion etwa auch Chemikalien eingesetzt werden, die schädlich für Mensch und Umwelt sind, interessiert sie kaum. Während in der Europäischen Union strenge Regeln gelten, bestimmte Chemikalien sogar ganz verboten sind, gilt das für Herstellerländer wie beispielsweise China, Bangladesch oder Pakistan nicht. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace ließ im Sommer 2012 von unabhängigen Laboren 141 Kleidungsstücke aus 29 Ländern, die von verschiedenen Modefirmen stammten, auf Schadstoffe testen. Das Ergebnis war, wie Chemieexperte Manfred Santen von Greenpeace sagt, erschreckend:

„Wir wurden bei jeder Firma fündig, also nicht in jedem Kleidungsstück, aber bei jeder Firma wurden wir fündig. Das heißt, alle großen Marken verkaufen Kleidungsstücke, die Schadstoffe enthalten.“

Zwar enthielt nicht jedes Kleidungsstück bei jeder Firma giftige Stoffe, aber alle führenden Modemarken setzen solche Chemikalien ein. Das entdeckte die Organisation Greenpeace, sie wurde fündig. So wurden beispielsweise Chemikalien nachgewiesen, die Textilhersteller zur Reinigung von Garnen und Kleidung einsetzen, sogenannte „Alkylphenolethoxylate“, kurz APEO. Deutsche Chemiefirmen, die Substanzen für die Verarbeitung von Garnen und Textilien herstellen und einsetzen, verzichteten Mitte der 1980er Jahre auf den Einsatz der APEO. Und das hatte seinen Grund, sagt Alex Föller, Geschäftsführer des zuständigen Fachverbands TEGEWA:

„Es hat sich herausgestellt, dass Alkylphenolethoxylate zwar hervorragend abbaubar sind, dass sich aber beim biologischen Abbau in Gewässern Abbauprodukte bilden, die fischtoxisch sind, die also schädlich sind für Fische und Wasserorganismen.“

Zunächst war man davon ausgegangen, dass sich APEO im Wasser komplett auflösen, sich abbauen. Allerdings stellte sich dann heraus, dass sich dabei Substanzen bilden, die für im Wasser lebende Tiere und Organismen schädlich sind. In der Europäischen Union dürfen Firmen diese Substanzen seit 2005 nur noch nutzen, wenn sie nicht ins Abwasser gelangen können. Doch weltweit fehlen solche Regelungen. Und das, obwohl sich diese Alkylphenolethoxylate durch ungiftige Substanzen ersetzen lassen. Selbst wenn Modefirmen wie die spanische Firma Zara oder das schwedische Unternehmen Hennes & Mauritz, kurz H&M, sich verpflichten, auf giftige Stoffe komplett zu verzichten, ist das nach Ansicht von Manfred Santen schwer zu kontrollieren:

„Ja, das größte Problem überhaupt, diese Produktionskette sauber zu kriegen, ist die Tatsache, dass die Lieferkette wahnsinnig diffus und verzweigt ist und oft auch die Marken selber nicht wissen, wo sie genau produzieren. Also gerade solche Marken wie H&M oder Zara wissen oft nicht, wenn sie ganz schnell produzieren lassen, wo das vonstatten geht, weil das wird an irgendwelche Makler dann übertragen, und die liefern dann – und Schluss.“

Weltweit aktive Modeketten wie Zara und H&M wollen schnell auf neue Modetrends reagieren. Innerhalb weniger Wochen werden neue Kleidungsmodelle entworfen, hergestellt und in die Läden gebracht. Dabei stehen die Firmen nicht in direktem Kontakt mit den Produzenten. Sie übertragen die Aufgabe an Makler, also Leute, die in ihrem Auftrag handeln. Diese liefern, alles andere interessiert sie nicht. Manfred Santen verwendet hier eine in der Alltagssprache übliche Formulierung: „Und Schluss!“ Sie bedeutet soviel wie: „Keine weitere Diskussion mehr!“ Bis ein Kleidungsstück im Laden liegt, hat es eine lange Produktions- und Lieferkette hinter sich. Diese ist diffus, unklar, und verzweigt, hat also viele Beteiligte. Denn ein Textilhersteller kann bis zu 200 Lieferanten im Ausland haben, die für ihn Textilien herstellen. Und diese kaufen Chemikalien meist bei unterschiedlichsten Firmen ein, die ihrerseits wiederum manchmal woanders einkaufen. Daher ist es – wie Manfred Santen formuliert – schwierig, diese Produktionskette sauber zu kriegen, also dafür zu sorgen, dass alle an der Produktion Beteiligten Regeln einhalten. Alex Föller meint allerdings, dass Modeketten stärker kontrollieren sollten:

„Es muss zumindest in Stichproben von den großen, bekannten Unternehmen geprüft werden: ‚Halten sich meine Lieferanten auch da dran?‘ Und Lieferanten müssen auch Gefahr laufen, sozusagen aus der Lieferkette rausgeworfen zu werden, wenn sie gegen die Vorgaben der Hersteller am Ende der Lieferkette verstoßen.“

Eine vollständige Kontrolle ist für Modeketten zwar schwierig umzusetzen und auch kostspielig. Aber zumindest sollte es nach Ansicht von Alex Föller Stichproben geben, es sollten zumindest vereinzelte Prüfungen durchgeführt werden, um daraus Schlüsse zu ziehen. Der Begriff „Stichprobe“ kommt ursprünglich aus der Metallgießerei. Bei einem „Abstich“ wird der Ofen kurz geöffnet, um eine Probe des flüssigen Metalls zu entnehmen. Und wenn Stichproben ergeben sollten, dass gegen Anforderungen der Modeketten verstoßen wurde, sollten nach Ansicht von Alex Föller auch Konsequenzen gezogen werden. Den Lieferanten müsse bewusst sein, dass sie ein Risiko eingehen, dass sie Gefahr laufen, aus der Lieferkette rausgeworfen zu werden. Das heißt, sie würden keine neuen Aufträge mehr bekommen. Der Druck, den Greenpeace mit seiner 2011 gestarteten DETOX-Kampagne für giftfreie Kleidung startete, zeigt erste Wirkung. 20 bekannte Modemarken haben zumindest versprochen, gefährliche Chemikalien wie Alkylphenolethoxylate ersetzen zu wollen.

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