UN ruft "Internationales Jahr der Wüste" aus

Durch die Wüstenbildung sehen die Vereinten Nationen die Lebensgrundlage von über einer Milliarde Menschen bedroht. Die UN will das Problem dieses Jahr stärker in das Bewusstsein der Menschen rücken.

Wüstenregionen weiten sich weltweit immer stärker aus. Durch die Wüstenbildung gehen jährlich rund eine halbe Million Hektar Land verloren - eine Fläche doppelt so groß wie das Saarland. Mehr als eine Milliarde Menschen in über hundert Ländern seien dadurch in ihrer Lebensgrundlage bedroht, schätzen die Vereinten Nationen. Die damit verbundenen Ernteausfälle schlagen mit 42 Milliarden Dollar jährlich zu Buche.

Obwohl das Problem schon lange bekannt ist, gehen internationale Anstrengungen, es zu bekämpfen, offenbar noch nicht weit genug. Aus diesem Anlass hat die UN das Jahr 2006 zum "Internationalen Jahr der Wüste" erklärt. Hauptanliegen sei, deutlich zu machen, dass die Wüstenbildung mittlerweile zu einer der größten Bedrohungen für die Menschheit geworden ist. So wird die Umweltzerstörung immer stärker zu einem Faktor in bewaffneten Konflikten und wird mittelfristig auch für die internationale Stabilität eine Rolle spielen. "Die zunehmende Wüstenbildung bedeutet damit auch eine Bedrohung menschlicher Sicherheit", sagt Hama Arba Diallo, Direktor des Sekretariats der UN-Konvention zur Bekämpfung der Desertifikation (UNCCD) in Bonn.

Die Konsequenzen reichen dabei weit über die unmittelbar betroffenen Länder hinaus. Hunger und Armut nehmen weiter zu, Konflikte um Weideland und Wasser eskalieren und eine wachsende Zahl von Menschen verlässt auf der Flucht vor diesen Zuständen ihre Heimat. Nach Ansicht von Wissenschaftlern wird es in fünf Jahren 50 Millionen solcher Umweltflüchtlinge geben. Viele von ihnen werden sich auch nach Europa orientieren.

Welche Hoffnungen knüpfen Experten an das Wüstenjahr? "Es soll Wissenschaftler und Politiker auf internationaler Ebene stärker dazu ermuntern, sich auszutauschen und zu kooperieren", sagt Fabrice Renaud vom Umweltinstitut der Universität der Vereinten Nationen in Bonn. Priorität sei im Augenblick, die Wüstenbildung zu stoppen.

Es soll nicht nur bei Worten bleiben. Für dieses Jahr hat die UNCCD eine Reihe von Veranstaltungen geplant, sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene. Neben mehreren internationalen Konferenzen und Ausstellungen werden auch Prominente der UNCCD helfen, ihre Botschaft zu verbreiten.