1001 Nacht in den Riads von Marrakesch

Marrakesch ist eine der alten Königsstädte Marokkos – und ein Touristenmagnet. Tradition ist hier noch immer gelebter Alltag. Ganz besonders bei den altehrwürdigen Stadthäusern mit ihren prächtigen Innenhöfen, den Riads.

Ar-Riad ist Arabisch und bedeutet soviel wie "Garten". Doch das deutsche Wort "Garten" vermag kaum die Schönheit zu fassen, die sich hinter den häufig schmucklosen Fassaden der Häuser in Marrakesch verbirgt. Die kunstvolle Architektur der Mosaikfliesen, das Sprudeln erfrischender Brunnen und die bunte Vielfalt der Blumen sind ein überwältigender Anblick für die Besucher. Eine Oase der Frische und Ruhe in der staubigen Hitze einer lebhaften Altstadt.

Doch die Pracht der Riads, die schon vor Jahrhunderten in Marrakesch entstanden sind, war lange Zeit vom Verfall bedroht. "Die meisten Riads gehörten Großfamilien aus Marrakesch, die ihren Besitz im Laufe der Jahrhunderte unter vielen Erben hatten teilen müssen. Zahlreiche Familienmitglieder waren finanziell nicht in der Lage, die prunkvollen Räume zu pflegen", sagt Bürgermeister Omar Jazouli. Die Relikte einer großartigen Vergangenheit drohten unwiderruflich zerstört zu werden.

Das hat sich geändert. Denn nach einem Aufruf an wohlhabende Kunstliebhaber aus aller Welt erwarben vor allem Ausländer die feudalen Häuser in der Altstadt von Marrakesch und ließen sie renovieren. Viele wurden zu Gästehäusern für Touristen umfunktioniert, die Marrakesch und die Riads als Reiseziel entdeckt haben. Sie suchen hier die Rückbesinnung auf eine andere Zeit, fliehen vor der hektischen Welt der westlichen Zivilisation und verwöhnen ihre Sinne durch die orientalische Pracht.

Das Interesse der Touristen hat viele Riads vor dem Verfall gerettet. Doch der Ansturm auf das architektonische Erbe der Stadt hat nicht nur positive Reaktionen ausgelöst. Einwohner und Denkmalschützer kritisieren, dass so manche Restauration alter Häuser nicht gelungen ist. Touristen und ausländische Hausbesitzer haben auch die Lebenskosten für Einheimische in die Höhe getrieben.