Das zweite Leben der DDR-Jugendorganisation FDJ

Obwohl die DDR längst Geschichte ist, hält sich ein Relikt aus ihren Zeiten tapfer: die Jugendorganisation FDJ. Einige Dutzend Mitglieder kämpfen weiter gegen die Annexion der DDR durch die BRD.

Hatte die Freie Deutsche Jugend (FDJ) vor 1989 noch über zwei Millionen Mitglieder, sind es heute nur noch ein paar Dutzend. Sie treffen sich in einem dunklen und leicht muffigen Antiquariat im Ostberliner Stadtteil Pankow. Kein Vergleich mit der einstigen Aura der sozialistischen Jugendorganisation. Damals gab es adrette Uniformen, Lagerfeuer-Romantik und Hymnen auf die deutsch-russische Freundschaft. Heute hat die Freie Deutsche Jugend keine noble Adresse mehr, sondern residiert in einem Hinterhof. Die Organisation konzentriert sich mittlerweile auf drei Themen: Antimilitarismus, Kampf gegen den Faschismus und natürlich auch die Aufklärung der Jugend über das, was 1989 passierte.

Auffällig ist, dass ein Großteil der heutigen FDJ-Mitglieder Anfang bis Mitte Zwanzig ist. Sie haben die Deutsche Demokratische Republik also höchstens im Kleinkind- oder Grundschulalter miterlebt. Ihr Weltbild wird noch immer von der Vergangenheit geprägt. Den Begriff der Wiedervereinigung finden die FDJler lächerlich, die DDR sei 1989 schlicht annektiert worden.

Was macht heute überhaupt die Faszination einer Organisation aus, die eigentlich mit der Auflösung der DDR als begraben galt? Die Hamburger Politologin Dorothee Wierling forscht seit Jahren über die Geschichte der DDR. Für sie ist es ein erstaunliches Phänomen. Am Ende der DDR sei die FDJ als riesige Massenorganisation weitgehend entpolitisiert gewesen und war für Jugendliche in der DDR kein attraktives Angebot mehr. "Aber in dem Moment, als die DDR zusammenbricht, kann man sich natürlich als eine Jugendorganisation wie die FDJ noch mal neu erfinden", sagt Wierling. Und das hat die FDJ getan - unter den strengen Augen des Verfassungsschutzes.