Praktikum für mehr Menschlichkeit

Manager betreuen obdachlose Menschen, Abteilungschefs kümmern sich um drogenabhängige Jugendliche: Beim Projekt SeitenWechsel sammeln Führungskräfte aus der Wirtschaft ganz neue Erfahrungen.‎

Als Barbara Zastrozynskis Chef ihr eine Fortbildung beim Projekt SeitenWechsel vorschlug, musste sie nicht lange überlegen. Die 45-Jährige ist erfolgreiche Managerin bei einer deutschen IT-Firma. Ihr Praktikum machte sie bei einer Einrichtung in Düsseldorf. Dort betreute die Managerin eine Woche lang Obdachlose und Hungrige, teilte Essen aus und gab Ratschläge. Dabei lernte sie vor allem die menschliche Seite kennen, die in ihrem Joballtag oft zu kurz kommt: "Ich wollte zurückkommen zu den Menschen, die wir nur als so genannte Ressourcen sehen", erzählt sie.

SeitenWechsel wurde in den 90er Jahren für Führungskräfte gegründet. Seit 2000 gibt es das Schweizer Projekt auch in Deutschland. Etwa 1000 Männer und Frauen aus hohen Firmenpositionen haben schon daran teilgenommen: Sie haben sich um Obdachlose, Behinderte, Drogenabhängige oder Alte gekümmert.

Maria Wrede leitet SeitenWechsel in Nordrhein-Westfalen. Sie findet, dass das Projekt sehr wichtig ist, und erklärt: "Wenn ein Unternehmen soziale Kompetenz zeigen will, kann es das nur durch seine Mitarbeiter erreichen. Und da fängt man am besten ganz oben an." Aber auch die sozialen Einrichtungen profitieren von den neuen Kontakten zu Wirtschaftsunternehmen. Diese bleiben meist lange bestehen.

Für Barbara Zastrozynski war das Praktikum eine Bereicherung. Sie hat viel aus den Begegnungen mit den Menschen und ihren Problemen gelernt und will auch in Zukunft mit der Einrichtung in Kontakt bleiben. Als Managerin möchte sie nicht mehr nur dienstlich mit ihren Mitarbeitern zu tun haben: Sie will diese auch als Menschen mit privaten Interessen kennen lernen – in persönlichen Gesprächen.

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