Ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren, können sich viele Studenten selten leisten. Der DAAD bietet ihnen mit seinem „Bachelor Plus“-Programm hierfür die Möglichkeit. Denn ein Auslandsjahr hat viele Vorteile.

Sprecher:
Ein Semester oder zwei im Ausland zu studieren, klingt für manchen Studierenden in Deutschland vielversprechend. Allerdings fehlt vielen das Geld und oft auch die Zeit. Und Letzteres hängt mit dem sogenannten „Bologna-Prozess“ zusammen. In der italienischen Stadt Bologna wurde 1999 beschlossen, die Studiengänge und Studienabschlüsse europaweit anzugleichen. In Deutschland wurden damals unter anderem die Studiengänge „Bachelor“ und „Master“ neu eingeführt. Im Unterschied zu den bis dahin geltenden Studiengängen sind sie in ihrem auch zeitlichen Aufbau sehr stark durchorganisiert, sehr straff. Zeit für ein Auslandsjahr bleibt da kaum. In beiden Fällen will der Deutsche Akademische Austauschdienst, kurz DAAD, helfen: zum einen durch Stipendien, zum anderen durch das Programm „Bachelor Plus“. Birgit Siebe-Herbig, Leiterin des Referats „Studium und Lehre“ beim DAAD, nennt den Grund, warum das Programm zehn Jahre nach der Hochschulreform ins Leben gerufen wurde:

Birgit Siebe-Herbig:
„Ja, das Programm ist zum ersten Mal im Jahr 2009 ausgeschrieben worden, zu einer Zeit als man befürchtete, dass sich die Auslandsmobilität der deutschen Studierenden rückläufig entwickeln würde. Da die neu entstandenen und sehr straff durchmodularisierten Bachelor- und Masterstudiengänge den Studierenden eigentlich keine Zeit mehr ließen, ins Ausland zu gehen.“

Sprecher:
Man hat laut Birgit Siebe-Herbig damals geglaubt, dass wegen der Hochschulreform immer weniger Studentinnen und Studenten im Rahmen ihres Studiums für eine begrenzte Zeit im Ausland studieren wollen, dass sich die Auslandsmobilität rückläufig entwickelt. Denn heute sind die Studiengänge – wie es Birgit Siebe-Herbig ausdrückt – durchmodularisiert. Sie bestehen aus Modulen. Das sind Lehreinheiten, die sich aus verschiedenen Formen von Veranstaltungen wie beispielsweise Vorlesungen, Seminare, Übungen und Lektürekursen zusammensetzen. In der Regel dauern sie zwischen einem bis drei Semester. Bestimmte Module sind vorgeschrieben, sie müssen belegt werden. Ein Problem ist, dass manche Module nur zum Winter- oder nur zum Sommersemester angeboten werden. Wer dann beispielsweise ein oder gar zwei Semester ins Ausland gehen will, könnte ein für ihn notwendiges Modul verpassen. Beim „Bachelor Plus“-Programm ist das anders: Das Besondere ist, dass alle Studierenden zwei Semester ins Ausland müssen. Die beiden Auslandssemester sind Bestandteil des Studiums. Auch Maximiliane, die an der Technischen Universität, der TU, München Architektur studiert, hat an dem Programm teilgenommen. Sie war ein Jahr an der „National University of Singapore“ und begründet, warum sie sich für die TU München entschieden hat:

Maximiliane:
„Ich hatte mich für das Architekturstudium an der TU entschieden gerade wegen dem Auslandsjahr, weil ich glaube, dass das, wenn man das alleine organisiert, nicht so einfach ist. Deswegen war das integrierte Auslandsjahr recht passend. Es war natürlich schon ‘ne richtig tolle Erfahrung, also ‘ne komplett andere Kultur, und auch die Uni war schon auch anders als hier. Aber ich glaub’, dass es mich nicht nur persönlich, sondern bestimmt auch für die Uni weitergebracht hat.“

Sprecher:
Maximiliane hatte sich bewusst für ein Architekturstudium an der TU München entschieden, weil das Auslandsjahr automatisch Bestandteil ihres Studiums war. Es war integriert, sie brauchte sich nicht selbst darum kümmern, indem sie sich beispielsweise darum bewerben musste. Die Studentin macht hier einen in der Umgangssprache oft vorkommenden Fehler: Sie verwendet „wegen“ statt mit dem Genitiv mit dem Dativ. Wer an dem „Bachelor Plus“-Programm teilnimmt, schließt sein Studium nicht nach sechs, sondern erst nach acht Semestern mit dem Bachelor ab. Die zwei Auslandssemester haben Maximiliane nicht nur fachlich in ihrem Studium, sondern auch persönlich weitergebracht. Sie hat eine Entwicklung durchgemacht, viel gelernt. Frank Petzold, Professor für Architekturinformatik an der TU München, sagt, welche Vorteile er in einem Auslandsstudium sieht:

Frank Petzold:
„Uns ist eigentlich wichtig, dass unsere Studierenden auch Erfahrung im Ausland gewinnen, gerade in den Schwellenregionen, gerade in Südamerika, Indien, asiatischer Raum, um dort auch die bauliche Situation und die gesellschaftliche Situation vor Ort kennenzulernen.“

Sprecher:
Frank Petzold findet es wichtig, dass Studierende gerade aus Industrienationen ins Ausland gehen, möglichst in Schwellenregionen. Das sind Kontinente mit Ländern, die nicht mehr die typischen Eigenschaften eines Entwicklungslands aufweisen. Sie sind auf dem Weg zur Industrialisierung, stehen – bildlich gesprochen – an der Türschwelle zum Industrieland. Für die Architekturstudenten ist in diesen Ländern neben der Kultur auch die bauliche Situation interessant, welche Baustile es etwa gibt oder welche Materialien verwendet werden. Maximiliane konnte sich das Auslandsstudium auch finanziell leisten, weil sie ein „Bachelor Plus“-Stipendium erhielt. Und das war sehr wichtig, wie sie erzählt:

Maximiliane:
„Es geht halt nicht für Ausländer in Singapur, mit ‘nem ganz normalen Studentenvisum noch nebenbei zu arbeiten. Daher war die Unterstützung schon notwendig, auch um eben mal rumreisen zu können in den Semesterferien.“

Sprecher:
Die finanzielle Unterstützung war notwendig, weil ausländische Studierende in der Regel in den jeweiligen Ländern nicht arbeiten dürfen. Es ist untersagt, nebenbei zu arbeiten. Ähnlich nützlich wie Maximiliane fand auch Dominik das „Bachelor Plus“-Stipendium. Er verbrachte sein Studienjahr an der „University of Queensland“ im australischen Brisbane:

Dominik:
„Das war definitiv eine Hilfe, besonders für Australien, weil es doch im Vergleich zu Deutschland sehr hohe Lebenskosten hat. In Australien sprechen wir von ‘nem Mietpreis von um die 1200 Euro pro Monat. Und da hat das auf jeden Fall sehr, sehr geholfen.“

Sprecher:
Dominik ist davon überzeugt, dass das Stipendium auf jeden Fall, definitiv, hilfreich war. In Australien sei es viel teurer als in Deutschland, die Lebenshaltungskosten seien sehr hoch. Zu diesen Kosten zählt alles, was man für den Lebensunterhalt ausgeben muss, zum Beispiel für Lebensmittel, die Wohnungsmiete, Kleidung, aber auch für einen Kinobesuch etwa. Ohne das Stipendium hätte er das nicht bezahlen können. Voraussetzungen für das „Bachelor Plus“-Stipendium sind unter anderem Fremdsprachenkenntnisse und sehr gute Noten. Für manches Auslandsstudium sind allerdings noch andere Kriterien wichtig, wie Yolande Hogendoorn, Auslandsbeauftragte der Fakultät für Architektur an der TU München, betont:

Yolande Hogendoorn:
„Nicht jeder Student, mag er auch ‘ne 1,0 haben, ist für ein Auslandstudium in São Paolo geeignet. Da muss man auch eine gewisse Reife mitbringen, man muss auch ‘n gewisses Durchsetzungsvermögen mitbringen, das ist keine einfache Stadt.“

Sprecher:
Yolande Hogendoorn macht deutlich, dass eine Bestnote, eine 1,0, allein nicht ausreicht, um im Ausland zu studieren. Man müsse auch eine gewisse Lebenserfahrung und charakterliche Stärke, eine Reife, mitbringen. Besonders in einer großen Stadt wie São Paolo sei es zudem notwendig, dass Studierende sich durchsetzen können. Sie müssen mit Problemen umgehen können und mögliche Hindernisse, die das Leben in einer fremden Kultur mit sich bringt, überwinden. Und welche Erfahrungen haben Maximiliane und Dominik in Singapur und Brisbane gemacht?

Maximiliane / Dominik:
„In Singapur wohnen ja auch ganz unterschiedliche Kulturen: Da leben Hindis oder Muslime oder auch christliche Mitbürger und Buddhisten natürlich auch. Also, ich fand interessant zu sehen, wie man eben doch mit so unterschiedlichen Kulturen so einfach zusammenleben kann. / Diese Situation, mit anderen Menschen zusammenzuwohnen, mit anderen Kulturen, ein ganz anderes Land kennenzulernen. Ich denke, dass man da doch sehr gut dran reifen und wachsen kann und finde das sehr wichtig für das Studium.“

Sprecher:
Sowohl Maximiliane als auch Dominik haben in ihrem „Bachelor Plus“-Auslandsjahr nicht nur für ihr Studienfach neue Erkenntnisse gewonnen. Sie haben für sich persönlich erfahren, was besonders wichtig ist: Toleranz im Umgang mit anderen Menschen. Und diese Erfahrung trägt dazu bei, wie es Dominik formuliert, dass man wie eine Frucht reifen und wachsen kann.

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